Olymp-Chef Mark Bezner: "Die Krise schweißt uns zusammen"

Credit: Playboy Deutschland

Vom Leistungsschwimmer zum Hemden-Champion: Olymp-Chef Mark Bezner über sportliches Durchhaltevermögen, die Charakterstärke von Gerard Butler und Führung in Zeiten von Corona. 

Der Gegner damals hieß Michael Groß. Der „Albatros“ wurde 1984 zweifacher Olympia-Sieger und zur deutschen Schwimmlegende, während Konkurrent Mark Bezner die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Los Angeles knapp verpasste. Wenn schon nicht Olympia, dann eben (der) Olymp: Seit 25 Jahren führt der Enkel des Firmengründers nun das Hemdenunternehmen und machte aus der beschaulichen schwäbischen Manufaktur einen Global Champion. Das Konzernergebnis: in diesem Zeitraum mehr als verzwölffacht. Heute werden seine Oberhem- den, Pullis, Shirts und Krawatten in mehr als 40 Ländern verkauft. Doch dann kam Corona. Und wieder ist der Wettkampf-Typ Bezner gefragt.

Playboy: Sie haben sich im Garten einen Schwimmkanal gebaut und springen jeden Morgen um sechs Uhr ins Becken.

Bezner: Oder auch früher ...

Gute Einfälle kämen Ihnen beim Kachelnzählen, sagten Sie einmal. Mit welchen Ideen sind Sie denn heute Morgen aus dem Wasser gestiegen?

Es ist zwar keine Meditation, aber ich habe da doch meine Ruhe. Ich schwimme meine 60 Bahnen und kann mich so ein bisschen ordnen. Und ja, es kommt sehr oft vor, dass ich aus dem Pool aussteige und mir dann eine Notiz auf Band spreche.

FAMILIENMENSCH: Der 57-Jährige stieg mit 27 bei Olymp ein und leitet das Familienunternehmen seit 25 Jahren in dritter Generation. Großvater Eugen Bezner gründete die Firma 1951 mit sechs Mitarbeitern in einer Waschküche. Heute beschäftigt Mark Bezner, Va
Credit: Playboy Deutschland

Was kann sich der Top-Manager Bezner heute vom einstigen Wettkampfsportler Bezner abschauen? Definitiv Durchhaltevermögen. Auch bei solch einem Rückschlag, wie jetzt durch diese Krise. Motiviert Sie so eine Herausforderung auch? Sehen Sie da Parallelen zum Sport?

Absolut. Unser Marktumfeld war die letzten Jahre nie wirklich einfach. Wir brauchen hier gar nicht groß darauf einzugehen, was mit der Bekleidungsindustrie und mit dem Bekleidungshandel passiert ist. Vor 20 Jahren hatten wir noch deutlich mehr Mitbewerber und mehr Absatzchancen, da es einfach mehr Händler gab. Das ist schon alles weit weg von lustig gerade – und wir werden in diesem Jahr auch deutlich in die Knie gehen. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sich jetzt auch Chancen auftun. Wo müssen wir eventuell antizyklisch agieren, damit wir noch stärker aus der Krise herausgehen?

Diskutiert man auch im Management-Team jetzt offen über neue Wege?

Ja, die Krise schweißt uns in der Führungsmannschaft schon zusammen. Wir haben derzeit eine sehr offene Diskussion und sprechen Sachen vielleicht auch etwas direkter an als noch vor einem halben Jahr. Der Bedarf für klare Ansagen und Entscheidungen hat ebenfalls zugenommen. Wir dürfen jetzt nicht nur diskutieren, sondern müssen klar und eindeutig die Weichen stellen.

Sie führen jetzt seit 25 Jahren die Geschäfte bei Olymp. Sie haben die Firma damals auf Marktposition 14 übernommen und inzwi- schen zum deutschen Meister gemacht. Wie schwierig wird es sein, den Titel zu verteidigen?

Ich sehe da keine Gefahr, dass wir die nächsten Jahre das Abonnement auf die deutsche Meisterschaft verlieren. Wir werden unseren Vorsprung in der Tabelle wahrscheinlich noch auf Jahre hinaus ausbauen. Definitiv wollen wir aber auch unsere Marktposition in der europäischen Champions League weiter forcieren.

FAMILIENMENSCH: Der 57-Jährige stieg mit 27 bei Olymp ein und leitet das Familienunternehmen seit 25 Jahren in dritter Generation. Großvater Eugen Bezner gründete die Firma 1951 mit sechs Mitarbeitern in einer Waschküche. Heute beschäftigt Mark Bezner, Va
Credit: Playboy Deutschland

Was machen Sie besser als Ihre Wettbewerber in Deutschland?

Wir haben trotz aller Erfolge unsere DNA nie aus den Augen gelassen. Es gab ja auch Zeiten, da hatten wir noch keine Werbemillionen und diese bekannte Marke. Da hatten wir unseren Fokus wirklich nur auf das Produkt gerichtet. Und dem sind wir treu geblieben. Die Produkt-Performance und das damit verbundene Preis-Leistungs-Verhältnis, das ist die Säule unseres Erfolges. Aber wir sind nicht nur produkt- und qualitätsgetrieben. Wir sind auch sehr konsequent in den Kollektionsentwicklungen. Olymp steht für modisches Gespür und eine tolle Weiterentwicklung der Kollektion, um damit immer jüngere Zielgruppen anzusprechen. Aber auch das Thema Logistik ist definitiv wichtig. Aufträge, die bis 13 Uhr mittags bei uns eingehen, gehen am selben Tag noch raus. Das ist auch ein Statement für Verlässlichkeit, das wir im Markt gesetzt haben. Und last, but not least – das hat uns sicherlich die letzten Jahre noch mal richtig beflügelt – war es auch das Erreichen einer gewissen Unternehmensgröße, die uns jetzt eine konsequente Endverbraucherwerbung ermöglicht. Das Bild, das der Konsument heute von Olymp hat, unterscheidet sich doch sehr von dem vor 20 Jahren. Das sind für mich die wesentlichen Faktoren unserer Success Story.

Sie sind inzwischen ein Global Player, verkaufen 37 Prozent Ihrer Ware in über 40 Länder. Sie produzieren auch im Ausland, vorzugsweise in asiatischen Ländern. Was ist das Learning aus dieser weltweiten Krise? Werden Sie künftig wieder mehr in Deutschland herstellen?

Wir haben auch bei unserem Kernprodukt Hemd zwei europäische Partnerbetriebe – in Mazedonien und Kroatien. Aber Sie haben Recht, der Schwerpunkt der Produktion liegt in Asien mit einem Anteil von über 90 Prozent. Wobei wir diese Menge mit nur sechs Partnern in Asien realisieren, zum Teil seit vielen Jahren. Ich denke da beispielsweise an Indonesien, wo wir gerade 30. Jubiläum gefeiert haben. Und nein, wir denken nicht darüber nach, Produktion nach Europa, geschweige denn nach Deutschland zurückzuholen. Denn das Volumen, das wir als Marktführer jedes Jahr produzieren, das könnten wir hier in Europa gar nicht abbilden.

Hatten Sie da jetzt in den letzten Wochen und Monaten logistische Probleme? Standen Werke still? Konnten Hemden nicht geliefert werden?

Ganz am Anfang der Krise hatte sich ja lange alles nur auf China beschränkt. Wir haben zwei Konfektionsbetriebe dort. Und ja, es gab einen starken Impact im Januar und Februar. Aber wir haben das dank der langjährigen Zusammenarbeit mit unseren dortigen Partnern sehr erfolgreich gemanagt. Dennoch kamen dann zum Teil sogenannte Beschleunigungskosten auf uns zu, damit die Frühjahrsware pünktlich in Deutschland ankommt. Da haben wir investiert – und haben das auch hinbekommen, ohne dass der Kunde etwas gemerkt hat. Statt Seefracht wurde eben geflogen. Als dann aber die Ware hier angekommen ist, wurden die europäischen Geschäfte geschlossen ...

Wie hoch ist da der entstandene Schaden?

Das geht schon in die Hunderttausende.

Was werden Sie persönlich durch Corona an Ihrem Arbeitsalltag ändern? Werden Sie weniger reisen?

Mein Arbeitspensum ist, bedingt durch die Krise, sicherlich nicht kleiner geworden. Eher noch größer. Ich komme täglich ins Unternehmen, auch wenn ich nicht jeden Tag in Meetings sitze. Es ist schon ein anderer Arbeitsalltag. Aber die Intensität ist sehr hoch. Trotz allem verspüre ich eine gewisse Entschleunigung, die ich auch genieße. Mein Reiseaufkommen war schon immens und sehr stark interkontinental ausgerichtet. Und jetzt nicht permanent von minus sieben Stunden Asien auf plus neun Stunden Westküste USA hin und her zu jetten, das tut Körper und Seele mal ganz gut.

Wird sich das nach Corona wieder ändern?

Das wird wiederkommen. Persönliche Treffen gehören einfach dazu. Daraus sind nicht nur Geschäftsbeziehungen, sondern zum Teil auch Freundschaften entstanden. Seit 25 Jahren ist der Verkauf von Herrenhemden im Kernmarkt Deutschland von mehr als 100 Millionen Stück auf die Hälfte geschrumpft.

Warum tragen Männer weniger Hemden?

Unsere Branche ist nicht durch Corona in die Krise gekommen. Schaut man sich die langfristigen Umsätze der Bekleidungsindustrie an, wird klar, dass der gesamte Markt preis- und mengenmäßig die letzten zwei Jahrzehnte unter Druck geraten ist. Auch die Kaufhäufigkeit im Hemdenbereich hat abgenommen. Das liegt auch an der Casualisierung, die in den letzten Jahren ganz besonders zugenommen hat. Wir beide haben heute ja für unser Gespräch auch keine Krawatte angezogen. Das wäre vor fünf Jahren vielleicht auch noch nicht der Fall gewesen.

CHARAKTERTYPEN: Mit dem schottischen Hollywood-Schauspieler Gerard Butler (l.) verbinden den Olymp-Boss neben der Liebe zu Los Angeles (hier beim Kampagnen-Shooting in Kalifornien) auch Bodenständigkeit, Offenheit und Geselligkeit, wie Bezner im Interview
Credit: Playboy Deutschland

Was macht einen guten Business-Look aus?

Ich tendiere zur Anzug-Kombination, die man dem Anlass entsprechend variieren kann. Wichtig ist die perfekte Passform.

Welchen Fehler sollte Mann bei der Kleidung niemals machen?

Zu laute Outfits, speziell im Business-Bereich. Da gibt es schon bei manchen Mitmenschen Tendenzen, diese Grenzen zu überspringen. Erstmals haben Sie jetzt mit Hollywood-Star Gerard Butler einen prominenten Gesamtmarkenbotschafter für Olymp.

Was macht den schottischen Schauspieler zum erfolgreichen „Olympioniken“?

Gerard Butler verkörpert Olymp sehr gut. Er ist ein echter Mann, passt hervorragend zur Marke und hat tolle Charaktereigenschaften, die sich auch in unseren spiegeln – wie Bodenständigkeit, Zielstrebigkeit, Arbeitseifer. Als wir Olymp Signature eingeführt haben, qualitativ und preislich die Speerspitze unseres Olymp- Sortiments, war unsere Idee, diesen besonderen Unternehmensschritt damit zu untermauern. Wichtig war uns aber, eine langfristige Verbindung einzugehen. Wir haben deshalb gerade noch mal für weitere drei Jahre mit Gerard Butler verlängert.

Sie haben Butler schon mehrmals getroffen. Was verbindet Sie persönlich mit ihm?

Ich mag seine Lebenseinstellung, seine Offenheit, seine Geselligkeit. Und Schotten und Schwaben zeichnet ja auch eine gewisse Bodenständigkeit aus. Wobei wir beide keine Geizkragen sind (lacht).

Ihr Vater hatte sich vor vielen Jahren die Luxusschmiede Maybach als Marke schützen lassen. Sie fahren ebenfalls gerne luxuriöse Autos. Neben dem Empfang steht ein werksneuer Porsche Taycan...

... Seit wenigen Tagen, ja. Es ist der erste, der an einen deutschen Endverbraucher ausgeliefert wurde.

Liegt die Liebe zu teuren, schnellen Autos bei Ihnen in den Genen?

Schnell macht mir schon Spaß, aber sie müssen nicht unbedingt teuer sein. Davor bin ich einen BMW i3 gefahren, ich hatte auch kein Zweitfahrzeug. Ich begeistere mich aber schon länger für Elektrofahrzeuge.

Sie sind ein Autofan?

Ich bin kein Autoverrückter. Für mich sind Autos bei Weitem nicht der Lebensmittelpunkt, so wie das vielleicht vor 30 Jahren noch der Fall war. Ich brauche kein Auto, um mich darzustellen. In keinster Weise.

Der frühere Leistungsschwimmer Mark Bezner zieht noch heute täglich seine Bahnen: 60 an der Zahl im privaten Schwimmkanal (oben). Sportlich dürfen auch seine Autos sein: Vor dem Firmeneingang steht aktuell ein Porsche Taycan Turbo S mit 761 PS.
Credit: Playboy Deutschland

Sie zählen den ehemaligen Porsche-Vorstand Wiedeking zu Ihren engsten Freunden. Sie spielen Boule zusammen?

Ganz genau. Das hätte jetzt am Samstag stattfinden sollen.

Was ist das für eine Männerrunde? Wer trifft sich da?

Weggefährten, Unternehmer, Wirtschaftsleute. Wir haben aber auch, damit die Versorgung gesichert ist, einen renommierten Weinbauern mit in der Gruppe. Wir können uns bald selbst ernähren, haben sogar schon Kartoffelernten gemeinsam gemacht (lacht).

Im kommenden Jahr feiert Olymp 70-jähriges Bestehen. Was können Sie über die Jubiläumspläne verraten?

Wir werden uns, und das hat mit Corona nichts zu tun, auf das 75. Jubiläum konzentrieren. Nur ein Jubiläum, das man durch 25 teilen kann, ist ein echtes.

Sie sind vierfacher Familienvater. Ist es nicht Ihr Wunsch, dass eines Ihrer Kinder die Firma in vierter Generation weiterführt?

Olymp ist ein Familienunternehmen. Und wir führen das Unternehmen auch wie eine große Familie. Und ja, wenn ich es mir aussuchen dürfte, es wäre ein schönes Gefühl, wenn ich meine Arbeit und die der Generationen zuvor, wenn ich das weitergeben kann. Aber das wird nicht über eine Ansage passieren. Meinen Kindern ist Olymp nicht fremd, aber wenn die Wahl auf ein Medizinstudium fallen sollte, dann werde ich das genauso unterstützen wie eine betriebswirtschaftliche oder textil-technische Ausbildung.

Schlussfrage: Für wen oder was würden Sie Ihr letztes Hemd geben?

An vorderster Front für meine Familie. Aber natürlich auch für die Weiterentwicklung und den gesunden Fortbestand des Unternehmens. Das steht in der jetzigen Situation definitiv im Vordergrund.