Dim Mak: Die Akupunktur des Todes

Credit: Blue Dragon

Dim Mak heißt übersetzt "tödliche Berührung". Es ist die uralte chinesische Kampfkunst, die auf empfindliche Nervenpunkte am menschlichen Körper zielt. Kyusho ist das japanische Äquivalent. Rober Krahl ist Kampfkunst-Youtuber und Kyusho-Trainer. Der 34-Jährige erklärt in seinen Videos, wo die empfindlichen Punkte liegen und wie man sie trifft. Uns hat er verraten, ob es wirklich tödliche Punkte gibt und ob die "Kill Bill" "Fünf-Punkte-Pressur-Herzexplosionstechnik" auch in der Realität Bestand hat.

Playboy: Herr Krahl, als wir auf das Thema Vitalpunkte gestoßen sind hat sich das für uns erstmal wie eine Mischung aus Agentenfilm und Hokuspokus angehört. Können Sie uns das Prinzip dahinter erklären?

Krahl: Der menschliche Körper wird durch das Nervensystem und elektrische Reizübertragungen gesteuert. Konkret: Wenn man dem Gehirn den Befehl gibt, heb deinen Arm an, dann geht elektrischer Strom durch den Körper und der Reiz wird an die Muskulatur gesendet. Und genau diese Nervenströme kann man über die Vitalpunkte manipulieren.

Wie?

Auf dreierlei Arten. Die eine Art ist die Akupunktur wie sie zur Heilung benutzt wird. Diese Methode ist ja schon recht bekannt. Die traditionelle chinesische Medizin kennt drei Zyklen. Den heilenden, den blockierenden und den zerstörerischen Zyklus. Letzteren nutzen wir aus.

Negative Akkupunktur also?

Genau. Wir erzeugen eine massive Reizüberflutung durch unsere Treffer auf bestimmte Punkte am Körper und manipulieren so das Nervensystem.

Credit: Robert Krahl
Robert Krahl ist Inhaber der Kampfkunstschule "Blue Dragon Lausitz" und ist im Verband Okuden Circle tätig

Gibt es tatsächlich Punkte am Körper, die, wenn sie getroffen werden, tödliche Folgen auslösen können?

Es macht nicht den Punkt aus, sondern die Intensität des Treffers auf einen Punkt. Natürlich sind Punkte im Bereich des Kopfes und der lebenswichtigen Organe besonders beeinflussend. Wenn ich also einen Punkt auf dem Arm oder auf dem Bein treffe, dann wird das auf keinen Fall tödlich sein. Aber wenn ich Punkte im Bereich von Herz und Lunge treffe, dann können die schon zum Totalausfall führen.

Reicht ein Punkt oder braucht es dafür eine Kombination aus Punkten?

Das ist vom Menschen abhängig. Manche Menschen reagieren sehr heftig auf Treffer und andere wiederum weniger empfindlich. Aber tendenziell kann man sagen: Je mehr Punkte integriert sind, umso größer der Schaden.

"Wir machen uns immer einen Spaß daraus und sagen zum Trainingspartner: 'So und in drei Jahren fällst du dann tot um'"

Das bekannteste Beispiel ist sicher die „Fünf-Punkte-Pressur-Herzexplosions-Technik“ aus „Kill Bill“. Ist so etwas tatsächlich realistisch?

Durchaus. Die „Kill Bill“-Technik ist natürlich ein bisschen mit Fantasie belegt. Aber es gibt tatsächlich im Brustbereich etliche Punkte, die eine Rolle spielen können.

Und auch die Fünf-Schritte, die man noch gehen kann, sind realistisch?

Das ist dann auch eher Fantasie. In der Kyusho-Szene machen wir uns da immer einen Spaß daraus und sagen zum Trainingspartner: So und in drei Jahren fällst du dann tot um.

Das wäre die nächste Frage gewesen. Kann man noch Jahre später an einem Schlag sterben?

Nein. In meinen Augen ist das Fiktion. Die Wirkung kommt sofort.

Haben Sie da persönlich einen Lieblingsvitalpunkt, wenn man das so sagen kann?

Einen einzelnen als solchen nicht. Eher eine Aneinanderreihung. Der Bereich am Oberkörper um das Brustbein herum ist sehr spannend. Da kann man Wirkungen erzielen, die Zuschauer zum Staunen bringt.

Welche denn?

Mit relativ wenig Kraft bringt man Leute dazu, in Ohnmacht zu fallen. Oder Regungen und schmerzverzerrte Gesichter. Wenn man das nicht selbst erfahren hat, kann man das fast nicht nachvollziehen.

Zumal die Bewegungen sehr fließend wirken. Fast schon lässig...

Das ist das Geheimnis dahinter. Ich beschreibe es mal bildhaft: Wenn Menschen anfangen eine Kampfkunst zu lernen, dann bringen wir ihnen bei, dass ihre Faust ein Hammer ist. Und mit Kyusho schlägt dieser Hammer einen Nagel in den Gegner. Die Punktualität macht es aus.

Gibt es bleibende Schäden bei nichttödlichen Schlägen?

Nein. Wenn man sich einen Boxkampf anschaut, dann sieht der Verlierer oft sehr mitgenommen aus. Eine gebrochene Nase oder er blutet irgendwo. Da ist die Technik nicht gut genug, um den Gegner ohne körperliche Schäden kampfunfähig zu machen. Denn genau das macht unseren Sport aus. Die Technik wird so sehr verfeinert, dass der Kontrahent k.o. geht.