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Der Playboy fragt Schäuble damals, ob er für das Amt des Parteivorsitzenden bereit stehen würde. Der Rollstuhlfahrer Schäuble sagt lächelnd:
"Ich sitze."
Helmut Kohl, damals Bundeskanzler, hatte Schäuble bereits Jahre zuvor angeboten, sein Nachfolger zu werden. Das empfand Schäuble aber als ungeschickt, denn:
"Es gibt in der Demokratie keine Personalentscheidungen auf Vorrat."
Ist er eher ein Mannschaftstyp? Darauf antwortet Schäuble dem Playboy so:
"Wohl ja. Zumindest habe ich den Ruf. Wenn mir allerdings etwas wirklich wichtig ist, setze auch ich meine Vorstellungen fast immer durch. Das war früher schon so: Als Junge zum Beispiel besaß ich den Fußball, mit dem wir spielten. Als es für meine Mannschaft mal schlecht aussah, habe ich den Ball einfach genommen und bin mit ihm nach Hause gegangen."
Der Playboy geht auf ein Interview ein, das seine Frau Ingeborg kurz zuvor gegeben hatte. Darin sagte sie, ihr wäre es am liebsten, Schäuble käme aus Bonn endlich nach Hause. Dazu der Politiker:
"Für mich erschöpft sich das Leben auch nicht darin, die ganze Woche händchenhaltend mit Frau und Kindern im Haus zu sitzen. Das kann ich nicht. Dazwischen muss es ja auch noch etwas anderes geben."
Auf die Andeutung des Playboys, dass man in all den einsamen Nächten in Bonn doch auch auf andere Ideen kommen könnte, antwortet Schäuble:
"Keine Ehe ist vor dem Seitensprung geschützt."
Er glaubt aber auch, dass Politiker eine Vorbildfunktion einnehmen:
"Ein Mensch in einem hohen Amt sollte sich nicht alles leisten, was der auf der Straße darf."
Der Playboy spricht ihn auf seine Behinderung an. Seit einem Anschlag muss Schäuble im Rollstuhl sitzen. Warum hat er das so gut wegstecken können, während andere starke Männer sagen, sie hätten diese Kraft nicht?
"Weil sie nicht in der Situation sind. Vorher hätte ich auch gesagt: ein Leben im Rollstuhl? Das kann ich nicht. Das wird es für mich nicht geben. Lieber bin ich tot. Aber plötzlich ist die Behinderung Fakt, und man lebt ja. Da stellt man sich darauf ein."