Credit: Playboy Deutschland
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Im 17. Jahrhundert war er in der Karibik als Teufelstöter verschrien, meuternde Matrosen soffen sich damit Mut an. Eine „Buddel voll Rum“ war lange Zeit eher die Spirituose der Piraten und Freibeuter als der gepflegten Salons. Dann kamen Mojito, Planter’s Punch und Cuba libre. Und auch in Deutschland, wo lange Zeit Rum-Ebbe herrschte, ist der Zuckerrohrschnaps mittlerweile auf Kurs. Das einstige Seefahrergetränk steuert zurzeit in Richtung Kult-Status. Severin Simon, einer der jungen Top-Destillateure, erklärt den neuen Trend.
Playboy: Herr Simon, deutscher Rum wurde lange Zeit als eher geringwertig angesehen, warum?
Severin Simon: Vor ein paar Jahren kauften die deutschen Hersteller meist noch preiswerten jamaikanischen Rum, um ihn dann mit deutschem Sprit zu verschneiden. Wer damals hierzulande ernsthaft versucht hat, richtig hochwertigen Rum zu erzeugen, der wurde ziemlich schräg angeschaut.
Was hat sich seitdem verändert?
Immer mehr – vor allem junge – Brenner beschäftigen sich jetzt professionell mit allen Facetten der handwerklichen Produktion. Sie stellen ihren Rum komplett selbst her und müssen sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr verstecken. Deutscher Rum erobert die Welt, inzwischen räumen wir bei internationalen Awards kräftig ab. Darauf sind wir deutschen Brenner ziemlich stolz.
Reichen die hiesigen Rum-Marken auch an die karibische Konkurrenz heran?
Ja, tatsächlich produzieren wir inzwischen auf gleichem Niveau. Allerdings noch nicht in allen Bereichen. In der Karibik wird ein Teil der destillierten Melasse noch traditionell in speziellen Erdlöchern gereift, das schafft ein einzigartiges, filigranes Aroma. Bei uns ist dieser Prozess verboten. Dafür experimentieren wir viel mit Hefen, um vergleichbare Effekte zu erzielen.
Was ist denn überhaupt ein guter Rum?
Er muss eine gewisse Süße besitzen, die er der Zuckerrohrmelasse verdankt. Dazu sollten intensive Aromen kommen, sie können von Birne, Ananas und Dörrpflaume über Karamell und Lakritz gehen. Auch die Fässer, in denen das Destillat reift, erzeugen charakteristische Noten. Aus all dem entwickelt sich idealerweise ein individuelles Geschmacksprofil von Vanille, Tabak oder Leder.
Rum gilt in vielen Bars als neue Trendspirituose. Stürzt er jetzt den Gin vom Thron?
So weit sind wir noch nicht. Gin ist prinzipiell viel einfacher und schneller herzustellen. Rum sollte hingegen jahrelang in guten Fässern lagern, das macht ihn komplexer, aber tendenziell auch teurer. Deutsche Destillate aus kleinen Manufakturen etablieren sich daher eher als Luxusgut.
Noch mehr Infos über den neuen deutschen Rum gibt es in der Mai-Ausgabe 2018 des Playboy.