"Am Pokertisch wie auch auf dem Tennisplatz muss man mit mentalem Druck umgehen können"

Credit: Playboy Germany

Als aktiver Tennisspieler knallte Boris Becker seinen Gegnern die Asse um die Ohren – heute legt er sie lieber auf den Tisch. Wir sprachen mit der Tennislegende über seine Rückkehr an den Pokertisch, weibliche Ablenkungsmanöver und seinen gefürchtesten Gegner

Playboy: Herr Becker, Sie sind seit einigen Jahren im Pokerspiel aktiv und erfolgreich. Wo sieht man Sie eigentlich häufiger: auf Pokerturnieren oder auf dem Tennisplatz in der Trainer-Loge?
Becker: Das eine ist meine Arbeit als Tennistrainer und das andere als Markenbotschafter für Partypoker. Das kann ich sehr gut trennen. Aber es sind einige Turniere in Planung, bei denen man gegen mich im Eins-gegen-Eins Modus antreten kann.

Playboy: Würden Sie sich als Profi bezeichnen?
Becker: Poker ist ein Hobby von mir. Ich glaube, dass ich kein Amateur mehr bin. Natürlich auch kein Vollzeitprofi, aber ich spiele alle sechs bis acht Wochen ein Turnier und dann komme ich in der Regel weit ins Feld – oder wie man im Fachjargon sagt „in die Bubble“.

Playboy: Was macht einen guten Spieler aus?
Becker: Viel Ausdauer, Geduld und auch die Fähigkeit, im Laufe des Spiels die Tischnachbarn lesen zu können.

Playboy: Wie lesen Sie Ihre Gegner?
Becker: Am Pokertisch wie auch auf dem Tennisplatz muss man mit mentalem Druck umgehen können – wer das nicht kann, macht Fehler. Meine Erfahrungen als Tennisprofi helfen deswegen sehr.

Playboy: Fast wie im wahren Leben. Welche Parallelen sehen Sie noch?
Becker: Kämpferherz und Siegeswillen sind da ganz wichtig, sonst schafft man auch ein Turnier nicht. Von daher helfen mir diese Charaktereigenschaften auch beim Kartenspielen weiter.

Playboy: Wie gefährlich sind dabei schöne Frauen am Pokertisch?
Becker: Mit den sogenannten „Waffen einer Frau“ kommt man beim Poker nicht weit (lacht). Es gibt sehr erfolgreiche Frauen beim Poker, aber die sitzen meistens mit zugeknöpftem Hemd und tief sitzender Kappe am Tisch. Ich lasse mir auch von schönen Frauen nicht in die Karten schauen.

Playboy: Es gibt keine Ablenkungsmanöver?
Becker: Überhaupt nicht. Sexy Damen und Alkohol sucht man bei großen Turnieren vergebens. Es wird auch nicht geraucht, denn es geht um sehr viel Geld und man muss hundertprozentig konzentriert bei der Sache bleiben. Hollywood malt da gern ein anderes Bild.

Playboy: Etwas desillusionierend, oder?
Becker: Poker ist für die meisten ein ernstzunehmender Job, ganz so als würde man ins Büro gehen. So glamourös, wie man es sich vielleicht vorstellt, ist es nicht.

Playboy: Ein Job, der Spaß macht – denn gehört nicht Poker auch zum Lifestyle eines Lebemannes dazu?
Becker: Bei mir auf jeden Fall. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, kommt fast immer die Frage auf, ob nicht noch eine Runde Pokern drin ist. Das gehört definitiv dazu.

Playboy: Ihre Frau Lilly gilt als auch als gute Spielerin. Ihr gefürchtetster Gegner?
Becker: Meine Frau ist eine gute Cash Poker-Spielerin. Das kann sie sehr gut, weil sie sehr emotional und schnell spielt. Ich gehe ihr da ganz gern aus dem Weg (lacht). Wenn ich gewinne, gefällt ihr das überhaupt nicht und wenn sie gewinnt, dann gefällt mir das umso weniger.

Playboy: Schon mal eine Partie Strippoker gegen sie verloren?
Becker: Das haben wir noch nie gespielt. Daran haben wir noch nicht einmal gedacht.

Playboy: Glück in der Liebe und Pech im Spiel oder doch lieber umgekehrt?
Becker: Ich habe sowohl Glück in der Liebe und nach 30 Jahren als Spieler kann ich sagen, dass ich auch Glück im Spiel habe.

Playboy: Was war Ihr bislang größtes Spieler-Glück?
Becker: ...ich gebe zu: Jedes Mal wenn ich gegen meine Frau gewinne (lacht).