Der englische „Homeland“-Star und heiße 007-Kandidat Damian Lewis erklärte uns kurz nach Drehschluss seines neuen Films, wie man glaubhaft Agenten spielt und warum Briten in den USA als besonders klug gelten

1. Playboy: Die wichtigste Frage zuerst: Was ist an dem Gerücht dran, dass Sie der neue James Bond werden?
Lewis: Das könnte ich Ihnen jetzt natürlich verraten. Aber danach würde ich Sie töten müssen.

2. Playboy: Für einen britischen Schauspieler ist 007 eine Paraderolle, oder?
Lewis: Klar, ich bin mir sicher, dass in England jeder Junge davon träumt, einmal im Leben James Bond zu spielen.

3. Playboy: Jetzt dürfen Sie erst mal in „Verräter wie wir“ einen Agenten spielen. Die Buchvorlage stammt von John le Carré. Ein Schriftsteller nach Ihrem Geschmack?
Lewis: Unter allen Krimi-Autoren ist er ein ganz besonderer, denn es geht ihm nicht um Action, sondern um das moralische Dilemma seiner Figuren.

4. Playboy: Abgesehen davon, war er früher selbst mal Spion.
Lewis: Er weiß genau, worüber er schreibt. In „Verräter wie wir“ spiele ich sein Alter Ego, einen Geheimdienstermittler.

5. Playboy: Rein optisch ist Ihre Rolle ziemlich retromäßig angelegt...
Lewis: Das war natürlich Absicht. Wir wollten uns vor den klassischen britischen Agenten in alten Filmen verneigen. Deshalb die 60er-Jahre-Anzüge und die Brille.

6. Playboy: Was ist für Sie typisch britisch?
Lewis: Dazu fällt mir unsere Oberschicht ein. Diese etwas versnobten Typen, die ihre Jugend in Internaten verbracht haben und auf eine etwas hochnäsig-nasale Weise sprechen.

7. Playboy: Denkt man so auch in den USA über Ihre Landsleute?
Lewis: Dort sieht man England in gewisser Weise als Mutterland, auch wenn viele amerikanische Siedler ja aus ganz Europa kamen. Den Briten wird jedoch ein besonderer Respekt gezollt.

8. Playboy: Woran merkt man das?
Lewis: Wenn man in den USA mit britischem Akzent spricht, nehmen die Leute automatisch an, man sei klüger als sie.

9. Playboy: Diese Erfahrung haben Sie selbst gemacht?
Lewis: Wenn man wie ich von der Royal Shakespeare Company kommt, ist man in den Augen der Amerikaner genauso intelligent wie ein Raumfahrt-Wissenschaftler! (lacht)

10. Playboy: Liegt es an der guten Ausbildung, dass britische Schauspieler in Hollywood so erfolgreich sind?
Lewis: Nein, nur weil jemand bei der Royal Shakespeare Company war, ist er kein besserer Schauspieler. Schon gar nicht bei Film und Fernsehen. Vieles, was man für die Bühne gelernt hat, muss man vor der Kamera wieder vergessen.

11. Playboy: Haben Sie eigentlich den amerikanischen Akzent perfekt drauf?
Lewis: Prinzipiell schon. Aber ich tu mich manchmal schwer, von einer Sekunde auf die andere umzuschalten. Deswegen spreche ich schon morgens in der Maske mit Akzent und behalte ihn den ganzen Tag bei. Wenn dann am Set ein britischer Beleuchter neben mir steht, bringt mich das aus dem Konzept.

12. Playboy: Wonach entscheiden Sie, welche Rolle zu Ihnen passt?
Lewis: Am liebsten ist mir, wenn es jenseits der eigentlichen Geschichte noch um größere Themen geht. So wie bei „Homeland“, da konnte man sich mit dem Islam auseinandersetzen.

13. Playboy: Gefällt Ihnen die neue „Homeland“-Staffel?
Lewis: Schwierige Frage! Denn ich muss zugeben, dass ich seit meinem Ausstieg aus der Serie gar nicht mehr auf dem Laufenden bin. Mir fehlt einfach die Zeit zum Fernsehgucken.

14. Playboy: Stattdessen spielen Sie lieber selbst in einer neuen Serie mit...
Lewis: ...was ich nach „Homeland“ gar nicht vorhatte. Aber das Drehbuch zu „Billions“ war zu gut, um es abzulehnen.

15. Playboy: Worum geht es?
Lewis: Ich spiele einen Hedgefonds-Milliardär, der alles tut, um noch mehr Geld zu scheffeln. Aber es gibt einen aufrechten Staatsanwalt, der ihn drankriegen will. Ein Zweikampf, so spannend wie George Foreman gegen Muhammad Ali!

16. Playboy: Wissen Sie jetzt auch, was da genau an der Wall Street abgeht?
Lewis: Nicht wirklich. Aber ich habe zumindest begriffen, dass es nicht viel anders läuft als in englischen Wettbüros.

17. Playboy: Tatsächlich?
Lewis: Ja, dort kann jeder sein Geld darauf verwetten, dass Messi in der dritten Minute eines Spiels ein Tor schießt. Um genauso ausgeklügelte Szenarien geht es auch an der Börse.

18. Playboy: Wie bereiten Sie sich auf Rollen vor, die in einem so ungewöhnlichen Umfeld angesiedelt sind?
Lewis: Am besten kann ich mich vorbereiten, indem ich echte Menschen treffe und beobachte.

19. Playboy: Wen zum Beispiel?
Lewis: Für „Verräter wie wir“ habe ich mich mit Geheimdienstmitarbeitern und für „Billions“ mit Investment-Bankern getroffen. Wichtig ist, dass man sie nicht bloß imitiert, sondern sich inspirieren lässt.

20. Playboy: Ihre Methode funktionierte im Theater, im TV, im Kino - haben Sie das Gefühl, in Ihrer Karriere schon alles geschafft zu haben?
Lewis: Was heißt schon „geschafft“? Klar weiß ich es zu schätzen, da angekommen zu sein, wo ich bin. Aber als Schauspieler kann man sich nie darauf verlassen, dass das nächste Rollenangebot genauso gut ist wie das letzte.