Einige hundert Mal am Tag tönt die Hymne „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, doch gemütlich ist während des Wiesn-Wahnsinns gar nichts. Reisen Sie mit dem Zug an? Dann medikamentieren Sie sich besser großzügig aus dem Flachmann, um die spätestens ab Nürnberg zusteigenden Bierdimpfel zu ertragen.
In München selbst duften zwei Wochen lang öffentliche Fahrzeuge nur nach Suff, Schweiß und Erbrochenem. Jeder Gescheite meidet die Stationen um das Festgelände, wo die Wiesn schon mittags lallende Dirndl-Australier und jugendliche Hobby-Trachtler in die Bahnen zurückspült. Denn leider bleiben die Besucher nicht in den Zelten, sondern ziehen weiter – in Horden oder als einsame Zombies: ruckartige Schritte, gesenkter Kopf, gelöschtes Sprachzentrum.
Glauben Sie mir, kommen Sie lieber ein anderes Mal in die schönste Stadt der Welt. Dann krieg ich auch schneller einen bequemen Platz im Festzelt.
Playboy-Chefredakteur Florian Boitin ist da übrigens ganz anderer Meinung: Nur während der fünften Jahreszeit werde die Stadt "zum ausgelassenen und dauerbeschwipsten Weltdorf" - lesen Sie hier seinen Gegenkommentar!