Wirklich, sie ist absolut wunderbar. Es stimmt zwar, dass wir in einer Welt leben, in der Clickbaiting und reißerische Überschriften unser tägliches Surfen im Internet beeinflussen. Aber Stranger Things ist eine der besten Serien, die es im Moment gibt.
Für diejenigen, die sie nicht kennen und ein Gefühl für die Serie bekommen wollen, lässt sie sich als Mischung zwischen "Voll daneben, voll im Leben" und "Akte X" bezeichnen. Das Beste daran ist, dass Stranger Things nicht eine dieser Serien ist, die nur Horror- und Sci-Fi-Fans gemocht werden. Was ist es, das diese Serie so sehenswert macht?
Die Antwort erscheint simpel - und doch funktioniert ihr Prinzip nicht bei allen Filmen und Serien des Horror-Genres. Einfach gesagt: Sie macht Freude, weil man ihre Charaktere sympathisch findet und sich schnell mit ihnen connectet. Soundtrack, Machart und Story sind mehr als gut, aber es gibt endlos viele Serien, die atemberaubend gut aussehen, aber zu denen man keinen Zugang findet. Bei Stranger Things sind die Charaktere so gut geschrieben, dass sie man das Gefühl hat, echte Menschen zu beobachten anstatt nur Schauspieler. Daher der Vergleich mit "Voll daneben, voll im Leben", da auch dort eine Gruppe von Outsider-Kids versucht, einfach nur dazuzugehören. Es ist die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die versucht, das Beste aus ihrer Situation und der ihres Sohnes zu machen. Und es ist eine Geschichte über Freundschaft und die erste Liebe, Verständnis und Vergebung. Man möchte einfach Zeit mit den Figuren verbringen.
Lost war ein perfektes Beispiel dafür. Okay, viele mochten das Ende nicht, doch für einige war es perfekt: Man sah das Ende der Reise für die Figuren, mit denen man gelitten hat. Die eingebrachten Flashbacks malten uns ein Bild und charakterisierten die Protagonisten - manchmal hasste man sie, doch mit der Zeit lernte man, woher sie gekommen waren und was sie durchgemacht hatten. Das machte sie authentisch und real.
Das ist das Problem mit vielen Horror-Formaten heutzutage: Es gibt viele großartige Ideen für Monster und Schocker, doch man fühlt sich den Charakteren nicht verbunden. Man muss mit ihnen mitfiebern, ihnen zujubeln, während man sich selbst in sein Sofa kauert, gebannt darauf wartend, was als nächstes passiert.
Die jüngeren Figuren sind von den Autoren so charakterisiert, als seien sie unverantwortliche Idioten. Sie sind gemein und nutzen ihre Umgebung aus, und dann erwarten die FIlmemacher von uns auch noch, dass wir uns mit ihnen identifizieren. Stranger Things gibt uns wundervoll gezeichnete Charaktere, die Tiefe besitzen und nicht nur Karikaturen darstellen: 'Oh, er trägt eine Brille - also ein echter Neard, der sich für Naturwissenschaften interessiert. Oder hier der biertrinkende Draufgänger, der seine Freundin wie Mist behandelt.' Zu oft schon haben diese Charaktere als Blaupause für Serien und Filme gedient, während die Figuren in Stranger Things Taten sprechen lassen. Man will nicht erfahren, dass er Bier trinkt, sondern warum. Die Serie erzählt es uns, ohne dass es aufgezwängt wirkt. Sie hat es nicht nötig, dem Zuschauer die Geschichte so vorzusetzen, als würde man ein Baby mit dem Löffel füttern, für den Fall, dass das Publikum zu dumm ist, ihr zu folgen.
Stranger Things respektiert sein Publikum und nimmt nicht an, dass wir Idioten sind. Die Serie gibt uns das, was wir wollen, während wir nicht glauben, dass es das ist, was wir wollen. Sie erzählt auf fantastische Art ihre Geschichte und ist hoffentlich erst der Anfang vieler Projekte der Duffer-Brüder.
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