Inhalt
Gentlemen’s Weekend: Bewerben Sie sich jetzt für unser Männerwochenende im Salzburger Land
First Lady: Die bezaubernde Doris Golpashin
Ein guter Monat für: Foto-Kenner und Karren-Fans
30 Fragen an . . . Jan Delay
Stil: Armbänder für Kerle
Reise: Die besten Glamping-Ziele in Europa
Motor: Testfahrt unter Strom im neuen VW ID.4
Pro & Contra: FC-Bayern-Fan sein
Streitschrift: Gendern – weil die deutsche Sprache zu männlich ist? Nein, weil Sprachbeamte dämlich sind
Playboy-Umfrage des Monats: Gendern – die Deutschen sagen Nein zur neuen Sprachpolitik
Der Todesverächter: Was Wingsuit-Legende Jeb Corliss zu Sprüngen von Felsen und aus Flugzeugen treibt? Seine Dämonen. Porträt eines Mannes im freien Fall
Leon Goretzka: Der Nationalspieler und Bayern-Star über Männerfreundschaft, Hansi Flick, Gewinner-Gene und das Homophobie-Problem des Fußballs
Matthias Horx: Der Zukunftsforscher gibt Ausblicke auf die Zeit nach Corona und die neue Moral
Strom-Rallye durch die Wüste: Mit spektakulären Crashs geht die neue Rennserie Extreme E an den Start – wir waren in Saudi-Arabien dabei
Mein Schlitten: Robby Rajber und sein Peugeot 403
German Innovators: Agrilution-Gründer Max Lössl und sein Pflanzen-Schrank
Playmate: Unsere Miss Juni, Zoelle Frick, geht auf Weltreise – und bringt umwerfende Urlaubsfotos mit
Blende Sechs: Stewardess Sara Pérez – allein zu Haus
Simone Hanselmann, die schöne Ex-Freundin vom ZDF-Bergdoktor, nimmt sich eine Auszeit: Ein erotisches Solo in mehreren Akten
Anfeuern: So starten Sie in die Grillsaison 2021
Grillgut – aber besser: Profis und Blogger verraten ihre besten Rezepte
Dip-Tipps: Fünf geniale Saucen
Schaumkrönung: Von Augustiner bis Zzzisch – die sechs Lieblingsbiere der Playboy-Redaktion
Extra Würste: Die Leckersten von jeder Sorte
Heiße Geräte: Grills für jede Lebenslage
Wein des Monats: Spätburgunder von der Ahr – ein idealer Grillbegleiter
Ganz schön sportlich: Bequeme Shirts und Jogger in edlen Ausführungen
Flugbegleiter: Pflegeprodukte für unterwegs
Wegstatt fremdgehen: Abstand kann die Liebe retten. Ein Dossier über Fernbeziehungen
Tagebuch einer Verführerin: Sexkolumnistin Sophie Andresky über die Zweisamkeit auf Distanz
Dar Salim: Der „Game of Thrones“- und angehende „Tatort“-Star über seine Karriere vom Soldaten und Piloten zum Schauspieler
Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats
- Editorial
- Making-of
- Leserbriefe
- Berater
- Witze
- Cartoon
- Impressum
- Bezugsquellen
- Playboy Classic
Die Bayern haben gerade die neunte Meisterschaft in Folge klargemacht. Doch Feierstimmung will beim Arbeitgeber von Leon Goretzka, 26, nicht so recht aufkommen: Der Traum von der Titelverteidigung in der Champions League ist geplatzt, die Querelen um den Abschied von Rekord-Trainer Hansi Flick wirken nach, Mannschaft wie Clubführung stehen im Umbruch. In dieser Gemengelage, die nahende Europameisterschaft im Blick, treffen wir einen zum Gespräch, der inzwischen zu den Führungspersönlichkeiten zählt – sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft.
Playboy: Herr Goretzka, Sie gelten als Fußballer, der über den Tellerrand hinausblickt und sich klar zu gesellschaftlich relevanten Themen äußert. Interviews mit Ihnen beginnen deshalb meist mit einer Nicht-Fußballfrage. Wir machen das hier mal anders. Erklären Sie doch bitte mal einem Laien, was das Besondere am Fußball ist.
Das Besondere am Fußball ist, dass es ein einfacher Sport ohne Zugangsbarrieren ist. Man braucht nicht mehr als einen Ball und ein Garagentor. Was den Sport darüber hinaus ausmacht, ist, dass der Außenseiter immer eine Chance hat, das Spiel zu gewinnen. Es kann immer alles passieren. Das ist die Magie des Fußballs.
Magisch ist auch, was Sie im letzten Jahr mit dem FC Bayern erreicht haben. Wie motiviert man sich immer wieder aufs Neue, nachdem man alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt?
Gerade bei uns Spielern vom FC Bayern ist die intrinsische Motivation von Haus aus gegeben. Trotzdem hat man gerade nach so einem erfolgreichen Jahr natürlich auch Momente, wo es dann schwieriger wird. Und mit Sicherheit würde es einem auch leichter fallen, wenn man die Fans im Rücken hat. Diese Emotionen, die fehlen uns sehr.
Spielt man wirklich besser Fußball, wenn einem Zigtausende von den Rängen entgegenbrüllen?
Ich weiß nicht, ob man zwingend besser oder schlechter spielt, aber es hat auf jeden Fall einen großen Einfluss auf das Spiel. Wenn man sich Statistiken anguckt, sieht man doch sehr deutlich, dass der Heimvorteil ohne Zuschauer wegfällt. Und gerade bei knappen Situationen kann das Publikum schon einen großen Einfluss haben – und ein Spiel in die eine oder andere Richtung lenken.
Ist der Fußball fairer geworden ohne Fans im Stadion?
Man könnte auch andersherum argumentieren: dass Vereine, die große Anhängerschaften haben und ein emotionales Publikum, durch die fehlende Kulisse benachteiligt sind. Wenn man beispielsweise zu meinem Ex-Club guckt: Da gibt es viele, die sagen, dass Schalke 04 sich nicht in dieser aktuell schlimmen Situation befinden würde, wenn Fans im Stadion zugelassen wären.
Kopfballer
Leon Goretzka kam als jüngstes von vier Kindern am 6. Februar 1995 in Bochum zur Welt. Beim VfL Bochum durchlief der Hochtalentierte sämtliche Jugendmannschaften und gab 2012 sein Debüt als Fußball-Profi. Nach zwölf Jahren in Bochum wechselte Goretzka 2013 zu Schalke 04 und blieb dort fünf Jahre. Seit Sommer 2018 ist der hochgewachsene Mittelfeldspieler beim FC Bayern unter Vertrag. Der Abiturient mit Zweier-Schnitt macht auch neben dem Fußballplatz immer wieder mit klugen und nachdenklichen Äußerungen von sich reden.
Um noch mal über die historische Bayern-Saison zu sprechen. Der Erfolg hat wohl viel mit dem Namen Hansi Flick zu tun. Zum Saisonende wird der Trainer den Verein verlassen. Warum ist er der beste Coach, den Sie bisher hatten?
Einfache Antwort: weil wir in einer Saison sechs Titel gewonnen haben. Aber es ist natürlich mehr dahinter. Ich glaube, er hat es einfach geschafft, eine Mannschaft mit großartigen Individualisten zu einer Einheit zu formen. Er hat es geschafft, dass alle elf Spieler auf dem Platz immer für die Gemeinschaft gekämpft haben.
Nun wird Hansi Flick der Nachfolger von Joachim Löw als Nationaltrainer. Beschreiben Sie bitte mal den Unterschied zwischen Flick und Löw.
Ich glaube, dass sie sich in vielen Bereichen sehr ähnlich sind. Beide sind sehr kommunikative Trainer, die das Gespräch mit ihren Spielern suchen. Und sie sind beide sehr empathisch und schaffen es, sich in die Spielerperspektive hineinzuversetzen.
Wo sehen Sie Unterschiede zwischen den beiden Trainern?
Ich kenne Jogi Löw ja nicht aus dem täglichen Trainingsbetrieb. Und das ist sicherlich noch mal ein Riesenunterschied. Weil wir quasi keine Trainingseinheiten hatten, war es für Jogi Löw in den letzten zwei Jahren unheimlich schwer, uns etwas mitzugeben.
Was macht das Team des FC Bayern eigentlich so stark? Was sind die wesentlichen Faktoren?
Der FC Bayern ist das Nonplusultra des deutschen Fußballs: Die individuelle Klasse der Spieler, Qualität auf und neben dem Platz, die Infrastruktur, das ist außergewöhnlich. Hinzu kommt noch die absolute Gewinner-mentalität. Das habe ich schon gemerkt, als ich zu Bayern gekommen bin. Man hört natürlich immer viel von „Mia san mia“. Aber wirklich wissen, was das bedeutet, konnte ich erst, als ich dann auch hier war. Wirklich in jedem Training den Ehrgeiz zu haben, sich weiterzuentwickeln, jedes Trainingsspiel gewinnen zu wollen. Diese Mentalität, geprägt durch das Umfeld, färbt relativ schnell auf die Spieler ab, die neu dazukommen.
Jugendjahre
VfL Bochum: Auch Kult-Trainer Peter Neururer blieb das außergewöhnliche Talent seines Schützlings nicht verborgen
Es gibt ja den berühmten Satz: Elf Freunde müsst ihr sein. Es heißt, dass Sie mit einigen Ihrer Kollegen tatsächlich enger befreundet seien, zum Beispiel mit Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leroy Sané oder Serge Gnabry. Wie wichtig ist denn im heutigen Profi-Sport ein persönlich enges Verhältnis?
Es muss ja gar nicht zwingend eine Freundschaft sein, aber man braucht ein Verhältnis untereinander, wo man sich Dinge offen und ehrlich sagen kann. Das bedeutet auch, deutliche Kritik zu äußern, ohne das auf eine persönliche Ebene zu ziehen. Und natürlich hilft es, dass ich die Spieler, die Sie gerade aufgezählt haben, schon kenne, seit ich 15 war, teilweise sogar noch länger.
Mit Bayern-Kollege Kimmich verbindet Sie offenbar vieles. Sie bilden nicht nur beim FC Bayern, sondern auch in der Nationalmannschaft ein kongeniales Mittelfeldgespann. Sie beide eint ein ausgeprägter Ehrgeiz. Sie sollen auch viel gemeinsame Zeit neben dem Fußballplatz verbringen. So haben Sie beispielsweise mit #WeKickCorona ein gemeinsames soziales Projekt gestartet. Kann man bei Ihnen beiden von einer echten Männerfreundschaft sprechen?
Joshua ist ein großartiger Freund. Und ja, uns verbindet einfach vieles. Wir haben ganz oft dieselbe Sicht auf die Dinge. Eine Geschichte wie bei WeKickCorona kann ich mir deshalb mit kaum jemand anderem vorstellen.
Bei aller Übereinstimmung und Harmonie. Gibt es dennoch etwas, was Sie an Joshua Kimmich nervt?
Das ist natürlich eine schwierige Frage (lacht). Er ist schon jemand, der immer 100 Prozent erwartet – und es sehr, sehr schwer akzeptieren kann, wenn er das dann nicht bekommt. Kurz gesagt, er ist einfach ein Perfektionist. Und wie Sie sicher wissen, ist in dieser Welt relativ wenig perfekt.
"Ich bin mir durchaus bewusst, dass wir sehr privilegiert sind"
Sie sind vor einigen Wochen selbst an Covid 19 erkrankt. Wie schlimm war es?
Ich hatte glücklicherweise einen äußerst glimpflichen Verlauf. Vergleichbar mit einer Erkältung.
Hatten Sie dennoch Angst, schwer zu erkranken?
Angst nicht, aber natürlich sehr viel Respekt. Auch durch die Bilder und Statistiken, mit denen man täglich konfrontiert wird.
Corona hat unser aller Leben in vielerlei Hinsicht verändert. In manchen Branchen herrscht seit Monaten faktisch ein Berufsverbot. In der Gastronomie beispielsweise oder in der Tourismusindustrie. In der Bundesliga rollt trotzdem der Ball. Hat der Fußball eine Sonderrolle?
Ich bin mir durchaus bewusst, dass wir sehr, sehr privilegiert sind, unseren Beruf auch in diesen schwierigen Zeiten ausüben zu dürfen.
Aber ist das auch fair gegenüber anderen Branchen? Warum darf der Fußballer seinen Beruf ausüben, und der Kulturschaffende darf das nicht?
Ich halte nichts davon, Branchen gegeneinander auszuspielen. Entscheidend für die Wiederaufnahme des Profi-Fußballs war das Hygienekonzept, das von DFL und DFB entwickelt und dann final von der Politik bewilligt wurde. Hier hat der Fußball eine Lösung gefunden, die einen Anstoß unter besonderen Voraussetzungen ermöglicht. Aber auch wir sind weit von der Normalität entfernt.
Meisterschaft
Mit dem FC Bayern gewann Leon Goretzka in der Saison 2019/2020 neben der Champions-League-Trophäe weitere fünf Titel. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte
Gibt es einen besonderen Moment in den vergangenen zwölf Monaten, der Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?
Ja, natürlich. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Situation, als wir nach Berlin reisen sollten für ein Bundesliga-Spiel, obwohl da Corona schon seit einigen Wochen ein großes Thema in den Medien war. Ich hatte noch Angela Merkel im Fernsehen gesehen, die darauf hingewiesen hat, dass alle, wenn irgendwie möglich, zu Hause bleiben sollten. Wir hätten aber an dem Tag nach Berlin fliegen sollen. Da habe ich mir dann schon gedacht, hm, das passt hier irgendwie nicht ganz zusammen. Und glücklicherweise ist dann entschieden worden, dass auch wir uns sofort in den Lockdown begeben sollen. Dann war ich die folgenden acht Wochen zu Hause. So wie andere auch. Das war natürlich eine ganz spezielle Situation, die man so erst mal nicht mehr vergisst.
Sie galten mit 18 als eines der größten Talente Deutschlands. Ihr damaliger Trainer Peter Neururer hat Sie als Jahrhunderttalent bezeichnet. 2013 wechselten Sie nach Schalke. Obwohl auch damals schon internationale Top-Clubs wie Real Madrid und auch der FC Bayern hinter Ihnen her waren. Sie kamen dann aber erst nach fünf Jahren, im Alter von 23 Jahren, zum FC Bayern. Warum war das ein guter Zeitpunkt?
Als ich zum FC Schalke 04 wechselte, habe ich gerade an meinem Abitur gearbeitet. Ich wollte weiter zur selben Schule gehen und musste so meinen Wohnort nicht wechseln. Außerdem hat mir Schalke damals einen klaren Plan aufgezeigt, wie ich mein Abitur machen und trotzdem Champions League spielen kann. Schalke war zu der Zeit ein Club, zu dem man aufgeschaut hat, definitiv.
Damals ja.
Ich habe dem FC Schalke 04 viel zu verdanken, habe viele tolle Erinnerungen an die Zeit. Als nach fünf Jahren das Angebot des FC Bayern kam, fühlte ich mich reif genug, den nächsten logischen Schritt zu machen. Ich denke, dass dies jeder nachvollziehen kann.
Sie bezeichnen sich selbst als Kind des Ruhrpotts. Wie bekommt man da das berühmte Bayern-Gen?
Es hat natürlich Gründe, warum ein Verein wie Bayern München einen kaufen möchte. Auch ich habe das Potenzial natürlich schon in mir gesehen. Sonst schafft man es nicht bis dahin. Und dann kommt man in die Kabine, sieht Spieler wie Thomas Müller, Manuel Neuer oder Joshua Kimmich, bei denen das Bayern-Gen sehr ausgeprägt ist. Damit wird man dann schon in der Kabine angesteckt.
Hatten Sie Muffensausen, als Sie zum ersten Mal auf die ganzen Weltmeister getroffen sind?
Nein, Muffensausen nicht. Aber Respekt, das auf jeden Fall. Ich kann mich noch gut an die schmunzelnden Gesichter bei meiner Vorstellung erinnern. Da hatte ich auf der Pressekonferenz gesagt, dass ich hier eine Führungsperson werden möchte. Ich war aber davon überzeugt, sonst hätte ich den Schritt nicht gemacht.
Starkes Duo
Mit Bayern-Kumpel Joshua Kimmich (l.) verbindet Goretzka nicht nur der Ehrgeiz auf dem Spielfeld. Gemeinsam haben die beiden die Initiative #WeKickCorona ins Leben gerufen
Sie äußern sich öfter kritisch über die kommende Spielergeneration. So würden manche in der A-Jugend schon so viel Geld verdienen, dass ihnen der Hunger auf Erfolg verloren gehe. Ihr Kollege Jamal Musiala hat pünktlich zu seinem 18. Geburtstag seinen ersten Profi-Vertrag beim FC Bayern unterschrieben. Kolportiert werden fünf Millionen Euro Jahresgehalt. Wie bleibt man als 18-Jähriger auf dem Boden, wenn man von einem auf den anderen Tag Millionär ist?
Mit den richtigen Mitspielern, die einen auch weiter in den richtigen Bahnen halten. Aber klar, Jamal wird mit Sicherheit auch Fehler machen. Die wird er machen müssen, um daraus zu lernen. Und wir werden da sein und ihn auffangen.
Sie beschäftigen sich bekanntlich auch mit Dingen, die nicht dem typischen Fußballer-Klischee entsprechen. Nichtsdestotrotz: Auch Sie verdienen das Tausendfache dessen, was ein durchschnittlicher 26-Jähriger verdient. Welchen Luxus haben Sie sich zuletzt gegönnt?
Natürlich gibt es Bereiche, wo ich auch viel Geld ausgebe. Für gutes Essen zum Beispiel, für meinen Urlaub, eine schöne Uhr oder ein tolles Auto. Das sind die Dinge, die ich mir gönne. Aber ich habe in meinem Leben mit Sicherheit auch schon für unnötigere Dinge Geld ausgegeben.
Auch mal für ein mit Gold überzogenes Steak?
Das zum Beispiel würde ich jetzt nicht machen (lacht). Ich esse auch gerne ein gutes Steak. Aber mir wäre es dann wichtiger, dass es von einem guten kleinen Bauernhof kommt und nicht aus dem Großhandel. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie ein vergoldetes Steak gesehen. Isst man dann wirklich echtes Gold?
Ja, das ist Blattgold. Völlig ungiftig. Aber man scheidet das Gold trotzdem wieder aus.
Ach so, ja. Das ist ja noch besser. Wunderbar (lacht).
EM-Hoffnung
Gemeinsam stark: Unter Bundestrainer Joachim Löw gewann Goretzka 2017 den FIFA Confederations Cup in Russland
Sprechen wir über die kommende EM. Nach der verkorksten WM 2018 kam es bekanntlich zum großen Umbruch. Wie weit ist die Mannschaft mittlerweile?
Ein Umbruch ist immer schwierig. Und wenn man dann noch wegen Corona auf viele gemeinsame Trainingseinheiten verzichten muss, macht es das natürlich noch schwieriger. Trotzdem müssen wir unserem Anspruch als deutsche Nationalmannschaft auch gerecht werden. Und es sind natürlich immer die höchsten Erwartungen, die man an uns richtet.
Wie groß wiegt da die Hypothek des 0 : 6 gegen Spanien und die peinliche Niederlage gegen den Fußballzwerg Nordmazedonien?
Das war eine ganz schwierige Situation. Am liebsten hätte man zwei Tage später das nächste Länderspiel gespielt, um das sofort wiedergutmachen zu können und dem Land zu zeigen, dass wir besser sind. Ich bin aber immer noch voller Tatendrang, die ganze Geschichte wieder geradezurücken.
Bundestrainer Löw hat die Tür für die ausgemusterten Boateng, Hummels und Müller weit geöffnet. Warum braucht die Nationalelf Typen wie Thomas Müller?
Spieler wie Thomas Müller bereichern in absoluter Top-Form jede Mannschaft der Welt. Gleichzeitig muss man Jogi Löw verstehen, wenn er einen Umbruch machen und einem jüngeren Team Zeit für die Entwicklung geben möchte. Auch durch Corona lief dies jedoch nicht so wie geplant. Jetzt ist keine Zeit für einen Umbruch vom Umbruch, sondern dafür, dass wir so schnell wie möglich das beste Team aufstellen, um bei der EM konkurrenzfähig zu sein. Wer dazuzählt, das ist die Aufgabe des Bundestrainers.
Sie haben immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen gehabt und dadurch auch große Turniere verpasst. Ist diese Erfahrung der Grund für Ihren sichtbaren Muskelmassenaufbau seit der Corona-Pause?
Ja, ich habe gerade in der Corona-Zeit für alle sichtbar einiges geändert. Und natürlich mit der Intention, noch robuster zu werden und auch noch mehr physisch auf dem Platz arbeiten zu können. Ich habe jetzt gemerkt, wie gut mir das tut.
Haben Sie sich ein Fitness-Studio in Ihr Haus gebaut?
Nee. Ich habe in meiner Wohnung ein kleines Fitness-Studio, aber das hatte ich auch vorher schon.
Wie haben eigentlich Ihre Mitspieler reagiert, als Sie zum ersten Mal so muskelbepackt auf dem Trainingsplatz erschienen sind?
Das war ja generell ein sehr merkwürdiger Moment, sich nach so langer Zeit wieder zu treffen. Und natürlich haben auch einige etwas verdutzt geguckt.
Aber gab es auch Sprüche?
Ja natürlich, die muss ich mir ja bis heute anhören (lacht).
Ein etwas ernsteres Thema: Neben der Initiative #WeKickCorona machen Sie sich ja in Interviews immer wieder auch gegen jegliche Form von Rassismus und Ausgrenzung stark. Es gab kürzlich eine bemerkenswerte Aktion, in der sich 800 Fußballer gegen Homophobie einsetzten. Weltmeister Philipp Lahm hat dazu in einem Interview gesagt, er würde jedem Profi davon abraten, sich als homosexuell zu outen. Hat er damit Recht?
Ich würde mich freuen, wenn ein aktiver Spieler den Mut hätte, sich zu outen, keine Frage. Ich glaube, dass das vielen den Weg ebnen würde, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Deshalb hat mir die Initiative sehr gut gefallen. Bei einem Outing würden natürlich auch populistische und gestrige Kommentare kommen. Gerade in Stadien, wo die Hemmschwellen teilweise auch zu niedrig sind. Aber wir leben im Jahr 2021. Hier sind wir als Team, als Fans, als Vereine und als Gesellschaft gefordert, dass wir Spielern Mut machen und sie nach ihrer Leistung beurteilen, nicht nach ihrer Sexualität.
Ist das ein Thema in der Kabine?
Das Thema als solches steht nicht auf der Tagesordnung, aber natürlich sprechen wir, wie jede andere Gruppe in unserer Gesellschaft auch, über sensible Themen oder Initiativen gegen Homophobie oder beispielsweise auch Rassismus.
Mit wem besprechen Sie sich ansonsten zu solchen Themen?
Grundsätzlich ist mir die Meinung meines Vaters immer sehr wichtig. Er und meine Mutter haben mir die Werte mitgegeben, die ich jetzt habe.
Worauf fußen Ihre Werte?
Auf der Erziehung meiner Eltern, das ist sowieso die Grundvoraussetzung. Als ich mit etwa drei Jahren mit dem Fußball angefangen habe, da war mein Vater auch noch mein Trainer. Und dann gibt dir ein Mannschaftssport automatisch unheimlich viel mit. Du lernst, wie man sich in der Gruppe verhält. Du verstehst dadurch früh, dass du deinem Nachbarn helfen musst, deinem Mitspieler, dass du zusammen einfach mehr Erfolg hast als alleine. Und da wären wir wieder bei Ihrer Einstiegsfrage, was den Fußball so besonders macht …
Sie sind ja mit drei Schwestern aufgewachsen. Wird man da automatisch zum Frauenversteher?
Wenn ich da immer alles verstanden hätte, dann wäre wahrscheinlich meine Jugend ein bisschen ruhiger gewesen (lacht). Ich wurde schon verwöhnt als Jüngster und dann als einziger Junge. Da habe ich mit Sicherheit hier und da schon das eine oder andere Sonderrecht gehabt. Aber Frauenversteher würde ich mir nicht auf die Kappe schreiben.
"Michael Ballack habe ich sehr nachgeeifert"
Wer sind Ihre Vorbilder?
Also, als Jugendlicher habe ich immer Dariusz Wosz nachgeeifert …
Kult-Fußballer und Ihr Trainer beim VfL Bochum?
Genau, der war auch mein Trainer in der U19. Eine kurze Zeit zwar nur, aber Wosz war bei meinem Lieblingsverein der Popstar. Er war auch Nationalspieler und hat viele schöne Tore geschossen. Kapitän, Mittelfeldspieler: All das hat zu mir gepasst, das habe ich geliebt. Aber auch Michael Ballack war ein Spieler, dem ich sehr nachgeeifert habe, der ja auch die prägende Figur war im Fußball zur damaligen Zeit.
Und neben dem Fußballplatz?
Da sind wir dann schnell wieder bei meinem Vater.
Was bewundern Sie an ihm besonders?
Da könnten wir ein eigenes Interview drüber führen (lacht). Mein Vater stand mir immer mit Rat und Tat zur Seite, und er hat mir immer das Gefühl gegeben, ihm alles erzählen zu können. Ich würde mir einfach wünschen, dass ich, wenn ich mal ein Kind bekomme, mein Kind dann so zu mir aufschaut, wie ich zu meinem Vater aufgesehen habe.
Zum Schluss habe ich jetzt noch fünf schnelle Fragen …
… die schnellen Fragen sind immer die gefährlichen.
Messi oder Ronaldo?
Ich muss mich entscheiden?
Ja.
Dann Ronaldo.
Warum?
Weil ich glaube, dass er sich mehr erarbeitet hat. Messi ist schon sehr stark durch Talent gesegnet. Natürlich sind beides Weltklassespieler. Aber bei Ronaldo sehe ich ein bisschen mehr die Arbeit hinter dem Ganzen.
Currywurst oder Weißwurst?
Das ist nicht so schwierig, da ist die Currywurst auf jeden Fall vorne.
Bayern oder Bochum?
Bayern ist mein Zuhause, Bochum meine Heimat.
Nach dem Karriereende: Trainer oder Manager?
Eher Manager. Einfach um noch eine andere Facette in dem Beruf kennenzulernen.
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