New Orleans bei Nacht. Die diesige Hitze, die wie eine Glocke über der verruchten Stadt am Golf von Mexiko liegt, muss in der Nähe des Boxrings noch drückender gewesen sein. Über 110 Runden, sieben Stunden, 19 Minuten stehen sich Andy Bowen und Jack Burke an diesem sechsten April 1893 gegenüber und heizen die Halle unaufhörlich auf. 8 500 Zuschauer sind gekommen. Kurz vor halb zehn abends klingt die Ringglocke. Am Ende wird es keinen Gewinner geben.
Andy Bowen (l.) und Jack Burke.
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Der Kampf wurde als "Meisterschaft des Südens" beworben. Der 29-jährige Andy Bowen aus New Orleans trifft auf den erst 18 Jahre jungen Jack Burke aus Galveston, Texas. Beide wogen etwa 59 Kilo und traten im Leichtgewicht an. Seit einem Jahr, also 1892, wurde verpflichtend nach den Queensberry-Regeln geboxt. Also Anzählen bis Zehn nach einem Niederschlag, das Tragen von Handschuhen und Rundenzeiten von drei Minuten bei einer Minute Pause. Die Höchstzahl an 15 Runden wurde erst in den 1920er Jahren eingeführt.
Schmied gegen Jüngling
Bowen war Schmied, kräftig gebaut, trotz kleiner Körpergröße und arbeitete dazu noch auf den Baumwollfeldern. Der junge Burke ging als Underdog in den Fight. Eigentlich stammte er aus Chicago und hatte keinen nennenswerten Kampfrekord.
Nachdem beide Boxer in den ersten Runden ein hohes Tempo gegangen sind und auf einen schnellen Niederschlag spekuliert hatten, verlangsamte sich das Tempo mit zunehmender Belastung enorm. In der 51. Runde soll sich Burke schon beide Hände gebrochen haben. Trotzdem schleppte er sich noch mehr als doppelt so viele Runden weiter.
Am Ende der Kräfte
Erst als der Ringrichter zur 111. Runde aufforderte, konnte sich keiner der beiden mehr aus der Ecke stemmen. Der Kampf wurde um 4:43 Uhr als "no contest" deklariert, also als unentschieden. Andy Bowen starb ein Jahr später nach einem Kampf als er mit dem Kopf auf den hölzernen Ringboden aufschlug. Jack Burke soll nie wieder einen Boxring betreten haben.