Giant Anteater: „The Last Dance“
Das Tiroler Trio Giant Anteater präsentiert mit „The Last Dance“ ein starkes Debut, dass sowohl bei Freunden härterer Klänge, als auch bei Blues-Fans Anhänger finden wird. Zwischen Garage, Grunge und Stoner Rock mischen die Österreicher um die stimmgewaltige Frontfrau Pia ihren Eigenkompositionen auch immer wieder elektronische Elemente unter. Das sorgt für überraschend psychedelische Einschübe und verleiht dem Album einen gewissen „Progressive Rock“-Einschlag.
Die schweren, bluesigen Riffs wechseln gekonnt zwischen atmosphärischen Passagen und groovigen Stoner-Momenten. Beim Gesang muss man unweigerlich an Janis Joplin denken, die anscheinend das Vorbild der Sängerin ist. Mal röhrig rauchig, mal sanft und fast flüsternd haucht Frontfrau Pia den Songs Dynamik ein.
„The Last Dance“ in eine Schublade zu stecken ist nicht möglich. Vergleiche könnte man höchstens zu den Schweden von „Blues Pills“ ziehen, wenngleich Giant Anteater eine Portion härter, aber auch authentischer sind. Trotz aller Lobhudelei muss jedoch angemerkt werden, dass kompositorisch noch ein bisschen Luft nach oben ist.
Insbesondere ab dem ersten Drittel schwächelt das Album ein wenig, nimmt gegen Ende dann aber wieder Fahrt auf und hinterlässt einen durchwegs positiven Eindruck. Blues und Rock-Fans werden über diesen kleinen Wehrmutstropfen mit Sicherheit hinwegsehen. „The Last Dance“ ist ein respektabler Einstand, den man mehrfach hintereinander im Player rotieren lässt.
Hopeless Jack & the Handsome Devil: „Don´t Waste your Time, no Money here“
Bluegrass trifft auf harten Rock´n´Roll, der wiederum mit einer gehörigen Portion Punk angereichert ist. Hopeless Jack & The Handsome Devil haben mit „Don´t Waste your Time, no Money here“ ihre zweite Langrille veröffentlicht.
Stilistisch würde die Beschreibung Punk meets Country zutreffen, wären da nicht die vielen High-Speed Blues-Elemente á la Mein-Hund-ist-tot-und-ich-sauf-jetzt-Whiskey. Genau diese druckvollen Blues-Vibes sind es, die das Duo aus Reno im US-Bundesstaat Georgia auf ihrer Platte gekonnt voranpeitschen. Ungefähr so würden die Stooges klingen, hätten sie sich gänzlich dem Bluegrass verschrieben.
Rau, roh und unverbraucht ehrlich knallen die sechs Songs aus den Boxen und machen dieses Album zum Pflichtstoff für jeden Roadtrip.
Love A – „Nichts ist Neu“
„Nichts ist neu“ ist das vierte Studioalbum der deutschen Post-Punk-Band Love A. Musikalisch entwickelt das Album konsequent den bandeigenen Postpunk-Sound weiter. Äußerst zwingend und eigenwillig, eine logische Fortsetzung moderner deutschsprachiger Rockmusik. Mal unglaublich Achtziger, mal grungig Neunziger, mal atmosphärisch und emotional.
Hohe sirrende Gitarren mit jeder Menge Flanger-Effekten, ein wummernder Bass und ein dynamisches, niemals monoton wirkendes Schlagzeug. Der Gesang ist mal sperrig, mal druckvoll und scheint immer kurz in einen Schrei zu kippen.
Textlich bewegen sich Love A zwischen Politischem und Persönlichem, manches ist stark der alternativ-linken Szene zuzuordnen. Allerdings sind die Lyrics niemals belehrend oder übertrieben sozialkritisch und lassen immer wieder viel Freiraum zur Eigeninterpretation offen.
Die Band schafft auf ihrem neuen Album den gekonnten Spagat zwischen Provokation und Understatement – sowohl musikalisch als auch textlich.
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