Die deutsch-amerikanische Schauspielerin Diane Kruger möchte nach 13 Jahren als Hollywoodstar künftig nicht mehr dauerhaft in Deutschland leben. „Dafür bin ich dann doch zu lange weg gewesen“, sagte die 41-Jährige dem Playboy.
2004 erlangte sie mit dem Film "Troja" ihren internationalen Durchbruch. Dieses Jahr hat sie mit der Kinoproduktion „Aus dem Nichts“ ihr deutsches Filmdebüt gegeben.
„Ich glaube, mir war nicht bewusst, wie sehr ich Deutschland vermisst habe“
„Meine Arbeit, meine Freunde – das ist alles woanders“, so Kruger. Die Dreharbeiten zu „Aus dem Nichts“ von Regisseur Fatih Akin hatten sie jüngst wieder in ihre deutsche Heimat geführt. „Ich glaube, mir war nicht bewusst, wie sehr ich Deutschland vermisst habe“, gestand die Wahlamerikanerin im PLAYBOY.
Zugleich habe sie aber auch „gemerkt, wie fremd mir die deutsche Kultur geworden ist“. Die 1976 unter dem Namen Diane Heidkrüger im niedersächsischen Landkreis Hildesheim geborene Schauspielerin hatte Deutschland vor rund 25 Jahren verlassen und war zunächst für eine Modelkarriere nach Paris gezogen.
"Wenn ich aufs Gesicht falle, dann richtig"
In dem Thriller „Aus dem Nichts“, der sich mit dem NSU-Terror auseinandersetzt, spielt Diane Kruger eine Frau, deren Mann und Sohn von Neonazis ermordet werden.
„Ich hatte anfangs Befürchtungen, ob ich überhaupt die Kraft habe, das zu spielen“, sagt Kruger im Interview mit dem Playboy. „Aber dann dachte ich mir: Wenn ich aufs Gesicht falle, dann richtig. Und so hat der Film mein Leben verändert.“
Bereits nach dem ersten Lesen des Drehbuchs habe sie gewusst: „Das ist vielleicht die Rolle meines Lebens“, sagte Kruger, die für ihre Darstellung im Mai dieses Jahres bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis als beste Schauspielerin erhalten hat.
Der Film gilt als deutscher Kandidat für eine Oscar-Auszeichnung 2018.
Playboy: Frau Kruger, am 23. November kommt Ihr erster deutschsprachiger Film „Aus dem Nichts“, ein Thriller von Fatih Akin, in die Kinos. In Cannes wurden Sie dafür als beste Darstellerin ausgezeichnet. Ein besonderer Moment?
Wir wurden am Tag der Preisverleihung mittags angerufen und gebeten, dass wir nicht abreisen sollten. Wir haben uns irre gefreut, da dies bedeutete, dass der Film irgendeinen Preis erhalten würde. Nur was, erfährt man natürlich erst bei der Verleihung. Dass ich es war, die den Preis erhielt, hat mich völlig überrascht. Zumal meine Karriere auch in Cannes begonnen hatte: 2003 bekam ich dort den Preis als beste Nachwuchsschauspielerin. Später lernte ich dort Fatih Akin kennen. Jetzt werde ich hier für meinen ersten deutschen Film ausgezeichnet. Mit Fatih Akin als Autor und Regisseur. Da schließt sich ein Kreis.
„Aus dem Nichts“ gilt als deutsche Oscar-Hoffnung 2018. Träumen Sie vom Oscar?
Vor allem wünsche ich, dass Fatih Akin den Oscar gewinnt. Er verdient für den Film jeden Preis, den er kriegen kann. Die Zusammenarbeit war unglaublich. Als er mir das Drehbuch für „Aus dem Nichts“ gab und ich es gelesen hatte, wusste ich: Das ist vielleicht die Rolle meines Lebens. Sie spielen eine Frau, deren Mann und Sohn von Neonazis ermordet werden. Der Film setzt sich mit dem NSU-Terror und dessen Folgen auseinander. Ich hatte anfangs Befürchtungen, ob ich überhaupt die Kraft habe, das zu spielen. Die Figur ist sehr weit weg von mir, körperlich und auch vom Lebensstil her. Aber dann dachte ich mir: Wenn ich aufs Gesicht falle, dann richtig. Also go for it! Und so hat der Film mein Leben verändert.
Inwiefern?
In vielerlei Hinsicht. Er hat mich zum Beispiel zurück zu meinen deutschen Wurzeln gebracht. Ich bin ja seit 25 Jahren weg, und ich glaube, mir war nicht bewusst, wie sehr ich Deutschland vermisst habe. Als ich für die Dreharbeiten zurückkam, habe ich gemerkt, wie fremd mir die deutsche Kultur geworden ist. Aber auch wie sehr ich mich hier zu Hause fühle.
Eine Heimkehr?
Ja, ich bin jetzt wieder öfter in Deutschland und habe wieder ein engeres Verhältnis zu meiner Familie, vor allem zu meiner Mutter.
Könnten Sie sich vorstellen, dauerhaft in Deutschland zu leben?
Dafür bin ich dann doch zu lange weg gewesen. Meine Arbeit, meine Freunde – das ist alles woanders.Sie sind mit 16 Jahren allein als Model nach Paris gegangen.
Wie viel Mut steckt in Ihnen?
Mutig war sicher eher meine Mutter, weil sie mich gehen ließ und mir vertraute. Ich glaube, ich bin eher von Geburt an sehr neugierig und unruhig. Das ist so ein Nomadeninstinkt. Wenn ich irgendwo zu lange bin oder alles zu perfekt ist, muss ich weiterziehen.
Haben Sie nie Angst, das Gewohnte hinter sich zu lassen?
Doch, das ist ja menschlich. Aber manchmal suche ich die Angst. Sie bringt mich weiter, auch im Job. Als Schauspielerin hatten Sie jedenfalls sehr schnell Erfolg. Ja, fast zu früh sogar! Den Erfolg hatte ich mir noch gar nicht verdient, als ich mit „Troja“ (2004, d. Red.) über Nacht bekannt wurde.Ich war ja noch eine junge Schauspielerin ohne viel Erfahrung. Plötzlich war ich in meiner Branche bekannt. Als wir in Cannes Premiere feierten, brach mir der Schweiß aus, als ich am roten Teppich aus dem Auto stieg und plötzlich alle Fotografen meinen Namen kannten.
Vermissen Sie manchmal die Zeit vor dem Ruhm?
Klar erinnere ich mich gern daran, wie es mit 19 war: keine Sorgen zu haben, unabhängig zu sein, viel zu reisen und zu feiern. Andererseits habe ich damals auch oft an mir gezweifelt und wusste nicht, wo mich das Leben hinführen würde.
Dieses Jahr führte es Sie in eine weitere Filmpremiere, nämlich die eines lustigen Clips der Comedy-Plattform Funny Or Die, in dem Sie Trumps Mitarbeiterin Kellyanne Conway spielen. Wollten Sie Ihr Komödientalent beweisen?
Ich würde wirklich gern viel mehr Komödien drehen. Als „Saturday Night Live“-Fan und jemand, bei dem die ganze Zeit CNN im Hintergrund läuft, war Conway natürlich eine super Rolle. Ich wusste genau, wie ich sie spielen will.
Was bringt Sie außer „Saturday Night Live“ zum Lachen?
Hört sich jetzt blöd an, aber auf jeden Fall Tiervideos. Auf Instagram habe ich einen tollen Account entdeckt: Animals Doing Things. Zum Totlachen!
Haben Sie selbst Tiere?
Ja, einen Kater. Ich bin zu einer dieser Schauspielerinnen geworden, die mit ihrer Katze herumreisen. Ein echtes Klischee (lacht).
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