Der Mayweather-McGregor-Milliarden-Fight

Credit: Ethan Miller / Staff

Der Tag des jüngsten Kampfgerichts ist gekommen. Floyd Mayweather jr. vs Conor McGregor. Der teuerste Kampf aller Zeiten ist gleichzeitig der lächerlichste.

Was ein Spekatakel. Jede Woche wird man auf’s Neue von Pressekonferenzen der beiden zurzeit bekanntesten Kampfsportler der Welt überrumpelt. Floyd Mayweather, der erfolgreichste Boxer unserer Zeit.

Weltmeister im Weltergewicht und Halbmittelgewicht in drei Boxverbänden (WBC, WBA, IBF). 49 Kämpfe, 49 Siege. Damit brach er 2015 den Rekord von niemand geringerem als Rocky Marciano und beendete anschließend seine Karriere. In den Jahren 2014 und 2015 war der heute 40-Jährige der bestbezahlte Sportler der Welt, was ihm auch den Spitznamen „The Money“ einbrachte. Das und sein nicht gerade bescheidener Umgang mit Geldbündeln in Kombination mit Social Media.

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Ihm gegenüber steht Conor McGregor. Ein 29-jähriger Ire, der mit seinen roten Haaren, seinem Gorilla-Tattoo auf der Brust (darunter prangt sein Familienname) und dem Mundwerk eines Marktschreiers direkt aus dem Hinterzimmer einer Dubliner "Bare-Knuckle-Fight"-Bar kommen könnte. Um kein Schimpfwort verlegen und – ganz in der Manier seines Gegners – nicht gerade sparsam mit der Zurschaustellung seines materiellen Wohlstands.

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So weit so gut. Protzige Boxer mit losem Mundwerk? Alles schon mal dagewesen. McGregor ist genau genommen aber kein Boxer. Er ist MMA-Kämpfer. Eine Kampfsportart, die sich bezeichnenderweise in einem Achteck aus Maschendrahtzaun und roher Brutalität abspielt. In ihr sind eigentlich alle Kampfsportarten in einem Schmelztiegel der Gewalt, aber auch Technik, vereint – sogar am Boden wird weitergekämpft. Quasi die institutionalisierte Straßenschlägerei, die seit einem Jahrzehnt den Boxsport in seiner Deutungshoheit über kommerzialisierte TV-Kämpfe erfolgreich untergräbt.

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Nun also der große Showdown. Eine Boxlegende kommt aus dem Ruhestand zurück, um einem jungen Wilden zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und wohl auch, um zu beweisen, dass das Millionen-Monopol noch immer in Händen der Boxverbände liegt. Denn der Kampf wird traditionell in Las Vegas ausgetragen. Es gelten dieselben Regeln wie bei anderen Weltmeister-Boxkämpfen, nur die Handschuhe sind leichter. Schnellere Fäuste, schnelleres K.O.?

Eigentlich ist der Ausgang des Kampfes zweitrangig. Es geht um die Show davor. Denn die zahlt sich aus. Beinahe täglich prasseln Trashtalk-Videos auf die Öffentlichkeit ein. In den letzten Wochen hat vor allem McGregor mit seinen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Mayweather hat sich zurückgehalten. Warum? Kalkül.

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Die Kämpfer erhalten neben ihrer großzügigen Gage – McGregor bekommt 75 Millionen, Mayweather gar 100 Millionen – auch Erlöse an den Pay-Per-View-Verkäufen des Kampfes. Der US-Sender "Showtime Sports" verkauft den Stream zum Spektakel für 100 Dollar pro User und Konkurrent "ESPN" rechnet mit 400 Millionen Umsatz für "Showtime". Mayweather winken Schätzungen zufolge insgesamt knapp 350 Millionen Dollar – ohne Sponsorenverträge. Als haushoher Favorit tut er gut daran, sich zurückzuhalten. Schließlich soll die Spannung bis zum Kampf hochgehalten werden. Je offener der Ausgang des Duells, desto mehr Pay-Per-View-Einnahmen.

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Und genau hier befindet sich die Krux an der Sache. Natürlich gab es schon Boxkämpfe in denen das Geld die übergeordnete Rolle spielte – erinnern Sie sich nur an das "Comeback" von Axel Schulz – aber dieses Affentheater übersteigt alles vorher dagewesene und hat dabei nicht einmal einen seriösen, sportlichen Hintergrund.

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Es ist, als würde ein Zehnkämpfer Usain Bolt zum Rennen auf 100 Metern herausfordern. Würde das passieren, und Bolt würde die Herausforderung annehmen, wäre das mediale Interesse zwar vorhanden aber niemand würde auf die Idee kommen, es das "Rennen das Jahrhunderts" zu nennen. Warum? Ganz einfach: In der Leichtathletik steckt weniger Geld und vor allem weniger Show, sondern viel mehr nackte Zahlen.

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Dieser Kampf ist also Auswuchs der Boxperversion um Show, Dollarscheine und Wrestlingallüren. Wo wir dabei wären: Mayweather hat dem Wrestler Big Show schon einmal die Nase gebrochen. So ganz real, aber eben doch bei einer Show. Die Lächerlichkeit dieses Events abrunden könnte aber nur einer: Einer, der schon einmal die Bühne einer Wrestling-Veranstaltung gestürmt hat, um Jahre später, die der Weltpolitik einzunehmen.

Präsident Donald J. Trump. Ein Trashtalker vor dem Herrn. Und auch an Dollardurst mangelt es dem „Herrscher der freien Welt“ ebenfalls nicht. Warum also nicht auch hier mal den „Kampf des Jahrhunderts ausrufen“? Wie wäre es, wenn wir Kim Jong-un in den nicht-nuklearen Ring gegen „The Donald“ schicken? Der Gewinner bekommt den Weltfrieden – und muss versprechen, nie wieder solche lächerlichen Schaukämpfe zu erlauben.

Wer sich das Dschungelcamp des Boxsports trotzdem nicht entgehen lassen möchte: Eine deutsche Onlineplattform überträgt den Kampf sogar im Gratismonat ihrer Aboversion.