Der Theater-Star und Schriftsteller Joachim Meyerhoff beobachtet bei männlichen Nachwuchs-Schauspielern zunehmende Probleme mit Männerrollen. „Ein Freund von mir unterrichtet an Schauspielschulen; er erzählte mir, dass die jungen Schauspieler fast alle so sensibel sind, dass man mit ihnen kaum noch die klassischen Texte inszenieren kann“, sagte der 53-Jährige im Interview dem PLAYBOY.
„Sie trauen sich nicht, ihre Partnerinnen mal richtig anzufassen, wohingegen die jungen Frauen viel resoluter und selbstbewusster sind. Es scheint also eine große Verunsicherung zu geben“, so Meyerhoff, der es in dem Interview zwar begrüßt, dass es Männern heute leichter fällt als früheren Generationen, öffentlich Schwächen einzugestehen. „Es geht meiner Meinung nach aber gar nicht darum, etwas zu überwinden, sondern darum, dass man nicht in ein bestimmtes Männerbild eingepfercht ist. Es gibt durchaus Momente, in denen es auch eine tolle Haltung sein kann, sich machohaft zu gebärden. Aber es muss eben auch ganz zerbrechliche Momente geben. Je breiter das gefächert ist, umso besser“, sagte Meyerhoff. „Es sollte nur nicht zu weit gehen und dann vielleicht zu weinerlich wirken“, so der Schauspieler mit Blick auf den männlichen Theater-Nachwuchs.
In seinem neuen Roman hat Joachim Meyerhoff nach eigenem Bekunden jede weinerliche Nuance bewusst vermieden und verarbeitet darin mit Humor seinen 2018 erlittenen Schlaganfall. „Ich habe mich für das Lachen entschieden, denn es ist eine hervorragende Möglichkeit, um überhaupt vom Leid erzählen zu können. Meine größte Sorge war von Anfang an, dass die Schilderung meines Erlebnisses in Betroffenheitsliteratur mündet – die Folge wären Sorge und Mitleid, und genau das wollte ich vermeiden.“
Joachim Meyerhoffs neuer Roman „Hamster im hinteren Stromgebiet“ erschien am 10. September.
Die November-Ausgabe des PLAYBOY erscheint am 8. Oktober.