Wer in den letzten Wochen und Monaten auf den Sozialen Medien unterwegs war, ist sicherlich darüber gestolpert: Celibacy ist derzeit gefühlt der populärste Sex-Trend. Oder sollte man besser sagen: Anti-Sex-Trend? Schließlich bedeutet das englische Wort celibacy auf deutsch Zölibat, Enthaltsamkeit oder Keuschheit. Und bei Videos mit #celibacy in der Beschreibung sieht man auf TikTok meist junge Frauen, die zu Musik tanzend ihre sexuelle Enthaltsamkeit verkünden oder über ihre Erfahrungen damit berichten und Tipps geben. Aber wie ist dieser (Anti-)Sex-Trend entstanden? Und warum folgen ihm vor allem junge Menschen?
Celibacy-Trend: Darum haben junge Menschen heute weniger Sex
An sich ist der Celibacy-Trend wenig überraschend: Denn wie diverse Studien und Umfragen in der vergangenen Jahren gezeigt haben, haben vor allem junge Menschen heutzutage immer weniger Sex. So ergab 2019 eine landesweite Befragung des australischen TV-Sender ABC, dass etwa 40 Prozent der zwischen 18- und 24-Jährigen noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Und auch eine im Januar 2021 veröffentlichte Studie der Rutgers University und der University at Albany bestätigt das: Laut ihr haben US-amerikanische Erwachsene zwischen 18 und 23 Jahren weniger Sex als dieselbe Altersgruppe vor zehn Jahren – um 14 Prozent.
Aber woran liegt das? Ist die Generation Z vielleicht einfach verklemmter als die Boomer, Generaton X und die Milennials? Absolut nicht! Vielmehr sehen die Zoomer, wie die Generation Z auch genannt wird, Sex mit ganz anderen Augen und vielleicht auch mit einer fortschrittlicheren Sicht, als es die Generationen zuvor getan haben. Aspekte wie körperliche Selbstbestimmung, Einvernehmlichkeit und unterschiedliche sexuelle Identitäten sind heute viel akzeptierter und selbstverständlicher als sie es noch vor zehn Jahren und mehr waren. So sagen junge Erwachsene lieber „Nein“ zu Sex, bevor sie welchen haben, der ihnen eventuell nicht guttut. Erhöhter Social-Media-Konsum sowie ein geringerer Alkoholkonsum sind weitere nachgewiesene Gründe. Und auch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns haben die Sex-Situation nicht gerade verbessert. Kontaktbeschränkungen, keine Partys und die Angst vor Ansteckung haben die Generation Z praktisch ins Zölibat gezwungen. Zudem hat sich das Bild der „Hook-up Culture“ der letzten Jahrzehnte, in der es darum ging, möglichst viele abzuschleppen, schlichtweg verändert. Heute ist hingegen Selbstliebe und Respekt viel wichtiger in diesem Zusammenhang.
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TikTok-Trend Celibacy: Was bringt der Verzicht auf Sex?
Ob man den Celibacy-Trend nun gut findet oder nicht, ist selbstverständlich jedem Menschen selbst überlassen. Doch eins muss man ihm lassen: Der Celibacy-Trend hat definitiv seine guten Seiten. So kann man sich während des Sexverzichts viel mehr auf sich konzentrieren, eine gesunde Selbstliebe entwickeln sowie die eigenen (sexuellen) Vorlieben und Bedürfnisse erkennen. Die Pause kann aber auch nützlich sein, wenn man sich von schlechten Erfahrungen und toxischen Beziehungen erholen möchte.
An sich bietet der Celibacy-Trend zudem die Möglichkeit, mehr Selbstkontrolle zu entwickeln. Und auch in Beziehungen kann Verzicht eine Methode sein, um das Sexleben zu pushen. So ist die Vorfreude auf den Akt nach einer Zeit der Enthaltsamkeit um einiges größer, als wenn man jeden Tag in die Kiste springt und in der Routine ersäuft. Und ganz nüchtern betrachtet, muss selbstverständlich auch erwähnt werden, dass man sich im Zuge des Celibacy-Trends keine Sorgen wegen ungewollter Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten machen muss.
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