Um mein Herz zum Höherschlagen zu bekommen, muss man mich nur hoch hinaufbringen. An der Kante einer Skipiste, mit frischem Schnee unter den Brettern, Bergluft in den Lungen und einer kilometerweiten Aussicht auf Augenhöhe mit den Berggipfeln ist das Leben einfach schöner als vielerorts. Zumindest normalerweise.
Als wir die Gondel im österreichischen Skigebiet Kitzbühel verlassen, rutscht mein Herz nämlich erstmal Richtung (Ski-)Hose. Die Befürchtung, die wir schon im Tal beim Blick nach oben hatten, bestätigt sich: Die Sicht ist so miserabel, dass man kaum die eigene Hand vor Augen sehen kann, von der Erkennbarkeit der Konturen im (Kunst-)Schnee ganz zu schweigen. An diesem Skitag hilft also nur eines: Den Kopf ausschalten und dem Ski vertrauen.
Der „Bentley Ice 84“, der an meine Füße geschnallt ist, macht mir das leicht. Er ist einer der aktuellen Skimodelle der in Italien handgefertigten Skier der Marke, die seit 2019 mit Bentley kooperiert. Ein Perfect Match in vielen Hinsichten.
Testfahrt im Bentley Bentayga Odyssean Edition: Schwerelos unterwegs
Nicht nur, dass ein Ski-Trip kaum besser beginnen könnte, als im Bentley anzureisen: Die Strecke von München nach Kitzbühel haben wir im Bentley Bentayga in der Odyssean Edition zurückgelegt – und damit im besten Beweis, dass sich Nachhaltigkeit und Prestige keineswegs ausschließen müssen. Denn dass es sich in einem Bentley-SUV komfortabel reisen lässt, ist selbstredend. Dass man dabei sogar noch ein bisschen die Umwelt schont, nicht unbedingt: Die hybride Limited Edition ist, Bentleys eigenen Angaben zufolge, innen wie außen der nachhaltigste aller Bentaygas.
So kombiniert der SUV einen wenig hörbarer 3,0-Liter-V6-Benzinmotor mit einem E-Motor mit 18-kWh-Batterie. Die bringt den Bentayga im Alleingang etwa 45 Kilometer weit, wobei der rein elektrische Fahrbetrieb die Grundeinstellung beim Starten ist. Insgesamt schieben den Luxus-SUV 462 PS bei 700 Newtonmeter Drehmoment an, der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in nur 5,3 Sekunden. Auch wenn der Hybrid ein paar Pferde weniger hat als der normale V8 (mit 550 PS), wirkt er alles andere als schwerfällig – genau wie das Auto insgesamt. In einer gefühlten Schwerelosigkeit schweben wir über die Straßen und verlieren bei all der Leichtfälligkeit gerne mal das Gefühl für unsere Speed. Beim Blick auf das Tacho zügeln wir uns dann aber, die Höchstgeschwindigkeit von 254 km/h nicht vollends auszureizen – nicht nur, weil es die Tempolimits Richtung Österreich ohnehin kaum zulassen, sondern auch, weil sich vor uns langsam das Bergpanorama ausbreitet.
Von den Panorama-Blicken sind uns bei der Ankunft im ansonsten trüben Kitzbühel sogar mehr vergönnt als geplant. Aus unerfindlichen Gründen führte uns das integrierte Navigationssystem des Bentleys entlang ultraschmaler Serpentinen nämlich ins hoch entlegene Nirgendwo. Die engen Kurven nimmt der hybride Riese dabei trotz seiner Größe so problemlos wie elegant. Deplatziert fühlt er sich hier am Waldrand maximal wegen seiner luxuriösen Erhabenheit an.
Auf die Piste mit Bomber Ski: Was der „Bentley Ice 84“ mit einem SUV zu tun hat
So, wie sich der Bentley Bentayga auf der Straße zum Ski-Abenteuer fahren ließ, fährt sich der Bomber-Ski jetzt auf der Piste: Ähnlich mühelos, wie der Luxus-SUV über jegliche Straßen und um jede Kurve glitt, gleitet auch der Ski um die Kurven. Ähnlich schnell, wie der Bentley reagiert, setzt auch der Ski jeden noch so kleinen Befehl um, den man ihm durch Bewegungen und Druckverlagerungen gibt.
Verantwortlich für das stabile Fahrverhalten ist die Sandwich-Bauweise mit Metallschichten, die laut Hersteller auch für einen gleichmäßig verteilten Kantendruck sorgt. Zarte Rillen in Rautenform verstärken die Reaktionsfreudigkeit des Skis, was uns insbesondere bei den herausfordernden Sichtverhältnissen zugutekommt. Schon nach wenigen Schwüngen herrscht stärkstes Vertrauen in die eleganten weißen Bretter, die übrigens auf nur 200 Paar limitiert sind, sodass sogar etwas mehr Geschwindigkeit drin ist, als geplant war. Ich grinse: Noch so eine Parallele zur Fahrt im Bentley.
Was ebenfalls sowohl auf Straße und Piste auffällt: Neugierige Augen sind einem sicher. Wer mit einem der auf 70 Stück limitierten Bentley Bentayga Odyssean Editions vorfährt, zieht erstmal alle Blicke auf sich. Dass man hier in Bentleys Nachhaltigkeits-Offensive vorfährt, dürfte dabei keiner ahnen. Auf den ersten Blick ist der Wagen nämlich nur schwer von einem normalen Bentayga zu unterscheiden, auch wenn der Luxusautobauer aus England den ikonischen Bentley-Charakter mit vielen umweltfreundlichen Aspekten verändert hat, wie etwa Stoffverkleidungen aus britischer Baumwolle. Damit gehört der Bentayga Odyssean Edition zur 2020 angekündigten „Beyond100“-Strategie, nach der die Engländer bis 2030 vollkommen klimaneutral sein wollen. 2025 will Bentley alle Modelle mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet haben, für das gleiche Jahr planen die Engländer auch die Markteinführung ihres ersten vollelektrischen Stromers.
Ob auf der Straße oder auf der Piste: Bentleys schließt man lieber ab
Ein kurzes Tuscheln bemerken wir auch häufiger, wenn wir mit den Bentley-Skiern an die Liftstationen kommen. Die Bomber-Ski stechen trotz ihres weißen Designs ins Auge. Ob das zugegebenermaßen sehr prominent platzierte und silbern funkelnde Bentley-Logo auf der Spitze der Grund ist? Möglich.
Als wir die Ski für die Mittagspause abschnallen, bringen wir sie direkt außer Sichtweite. Es ist das erste Mal an diesem Tag, dass ich mir Gedanken um die Ski machen muss: Bei einem stolzen Preis von 2750 Euro würde sie niemals unbeaufsichtigt und/oder unabgeschlossen herumstehen lassen. Würde man mit einem Bentley ja aber auch nicht machen.
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