Frau Egli, ein Song auf Ihrem neuen Album heißt „Volles Risiko“. Sind Sie ein Adrenalinjunkie?
Definitiv. Ich liebe die Herausforderung, genieße den Adrenalinkick und suche ihn deswegen auch immer wieder. Nach zehn Jahren im Business jetzt einen derartigen Neuanfang zu wagen kickt ganz besonders.
Neues Management, neues Plattenlabel, neue Band, neue Produzenten: Wieso brauchte es diesen Neuanfang?
Meine Karriere war erfolgreich und lief nach außen hin gut. Aber in mir drin habe ich gemerkt, dass ich eine Veränderung brauche und dass ich mich selbst herausfordern möchte. Also habe ich von Produzenten bis Band alles auf den Kopf gestellt. Alles Vertraute loszulassen war dabei nicht nur leicht, es hat mir Angst gemacht und war rückblickend eine sehr spannende Reise für mich.
Vor zehn Jahren gewannen Sie die zehnte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“. Was machen Sie anders – oder besser – als andere Castingshow-Gewinner, die es nicht so lange im Business gehalten hat?
Ich habe schon immer Musik für mich selbst gemacht. Seit ich denken kann, wollte ich Schlagersängerin werden. Und das, weil mich der Schlager glücklich macht. Ich kann mich hier austoben, ich kann all das, was im realen Leben vielleicht nicht immer drin ist, hier erleben. Diese Überzeugung gefällt anderen wohl bis heute.
Seit Kurzem haben Sie auch einen eigenen Podcast. In „Egli Extrem“ treffen Sie Überraschungsgäste zu Überraschungsaktivitäten. Wen würden Sie gerne mal im Pod-cast begrüßen?
Ich würde sehr gerne Pink treffen. Ich finde, sie ist einfach eine richtig coole Frau – outstanding als Mensch, aber auch als Künstlerin. Und sie wirkt auch wie ein Adrenalinjunkie (lacht). Mit ihr könnte man bestimmt aus einem Flugzeug springen. Das wollte ich eh mal machen.
Im Song „Unvergleichlich“ singen Sie vom Überwinden von Selbstzweifeln. Zweifeln Sie viel an sich?
Ich glaube, Selbstzweifel sind ein ständiger Begleiter. Und sie sind auch wichtig, denn Zweifel bringen uns dazu, uns immer wieder zu hinterfragen. Ungesund werden sie, wenn sie zerstörerisch sind. Die Kunst liegt darin, das zu unterschieden. Das klappt in meinen Dreißigern jetzt gut. Gerade in meinen Zwanzigern habe ich aber viel gehadert, da kann einem das Spiegelbild schon ganz schön komische Bilder vorführen.
Bezogen auf den Körper?
Genau. Die größte Challenge ist, den eigenen Körper zu lieben. Aber dann gibt’s da ja auch die inneren Zweifel, die man überwinden muss. Die, die einem sagen wollen, dass man nicht gut genug ist und dies und jenes nicht schafft. Ich würde mir manchmal wünschen, dass wir Frauen uns noch mehr supporten. Wir sollten diese „Es kann nur eine geben“-Mentalität beiseitelegen und uns auch mal gegenseitig Komplimente machen. Wir müssen nicht darauf warten, dass das jemand anderes übernimmt.
Wie haben Sie Ihre Selbstzweifel überwunden?
Das habe ich noch nicht geschafft. Ich muss das immer wieder machen. Aber ich merke, dass man so, wie man ein Zimmer aufräumt, auch seine Gedanken aufräumen kann. Ich frage mich dann: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Was ist wirklich schlimm daran? Und was ist mir wichtig? Und was meinen Körper angeht, habe ich von 16 bis 24 sehr an mir gearbeitet. Ich hatte das Glück, auf einer Schauspielschule gewesen zu sein. Da lernt man seinen Körper und sich richtig gut kennen. Aber die Reise zu seinem Körper geht natürlich immer weiter, weil er sich ein Leben lang verändert. Heute bin ich mit jedem Tag dankbar, dass ich in meinem geboren bin. Ich habe gelernt, dass Gedanken das Spiegelbild verändern können.
Sie bezeichnen sich selbst als Romantikerin. Was ist für Sie romantisch?
Romantisch ist für mich der Glaube an das Gute. Dazu gehören Momente, in denen man sich etwas gönnt, genießt. Das ist für mich auch gar nicht mit einer anderen Person assoziiert, ich kann mir auch allein ein romantisches Leben gestalten.
Die Rosenblätter brauchen Sie also nicht.
Nee, gar nicht (lacht). Worte sind für mich zum Beispiel viel romantischer. Es ist doch romantisch, wenn man einem Menschen sagt, wie schön er ist – und das auch so meint. Es muss nicht kitschig sein, sondern real. Und real wird Romantik dann, wenn man es ehrlich meint. Dann hat ein Moment auch etwas Magisches.
Mit welcher Frage vom Playboy hätten Sie heute auf jeden Fall gerechnet?
Puh, mit allem, was sexy ist (lacht). Ich dachte, Sie fragen mich, wie viel Haut wir auf Tour zu sehen bekommen oder so (lacht).
Aber Frau Egli, wir sind doch keine Stilberatung.
Ich finde aber, das darf man wirklich mal so aussprechen, dass ihr Frauen sehr schön in Szene setzt. Das kann man mögen oder nicht – aber ich habe großen Respekt für jede, die sich dazu entschließt. Wenn eine Frau sich zeigen möchte, dann soll sie das doch bitte machen. Das sagt nichts aus über ihren Erfolg. Es zeigt viel eher, dass sie zu ihrem Körper steht. Wenn sie den zeigen will, darf sie das. Dafür stehen wir Frauen doch, dass wir für uns selbst entscheiden. Und das schon seit Jahrzehnten. Das ist das Schöne am Playboy: zu sehen, dass es immer eine eigene Entscheidung war.
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