Machtspiele

Seit in der Türkei „der Sultan vom Bosporus“, Recep Tayyip Erdogan, mit aller Macht gegen Regimegegner vorgeht, landeten dort mehr als 165 Journalisten im Gefängnis. Zumeist unter dem Vorwand, sie würden terroristische Gruppierungen unterstützen. Infolge des gescheiterten Putsches im Juli 2016 ließ der autoritäre Machthaber mindestens 1000 Polizisten festnehmen. Eine erschreckende Zahl. Insgesamt aber wurden in den vergangenen zwölf Monaten wohl mehr als 50.000 Menschen verhaftet und etwa 150.000 Angestellte des öffentlichen Dienstes, der Justiz, der Polizei und des Militärs entlassen. Auf Befehl des türkischen Präsidenten. Schauen wir ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten: US-Präsident Donald Trump hat nicht einmal 100 Tage gebraucht, um das politische Vermächtnis seines Vorgängers Obama zu beschädigen. Per „Executive Order“ wies er gleich nach Amtsantritt die Behörden an, umgehend mit den Planungen für den Bau einer Mauer zu Mexiko zu beginnen, verschärfte per Dekret die Einwanderungsgesetze, kündigte das Pariser Klimaabkommen, machte Familienmitglieder zum offiziellen Teil der Regierung und feuerte seinen Gefährlichsten Gegner, FBI-Chef James Comey – den mächtigsten Polizisten der Vereinigten Staaten. Erdogan und Trump – zwei Beispiele dafür, dass Macht in Händen Einzelner sich schnell in Allmacht wandeln kann. Manchmal mit fatalen Folgen für viele. Stichwort: Ohnmacht.
Warum Macht aber dennoch gut ist, ja sogar unerlässlich für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft, verrät Rainer Hank in der PLAYBOY STREITSCHRIFT DES MONATS. Der Autor und Leiter des Wirtschafts- und Finanzressorts der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erläutert ab Seite 84, warum grundsätzliches Misstrauen gegenüber den Mächtigen und das Verlangen nach Gleichheit nichts weiter als eine gefährliche Utopie sind. Wohl auch die bevorstehende Bundestagswahl und die Frage, ob Merkels Macht nach dem Urnengang am 24. September anhält, inspirierte unseren Streitschrift-Autor zu seinem Buch „Lob der Macht“, das nun sogar für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis nominiert ist. Mächtig beeindruckend ist aber auch der Bericht des Fotoreporters Wolfgang Siesing, der für Playboy die Soldaten der Bundeswehr bei ihrem bisher riskantesten Einsatz besuchte. Und ab Seite 36 eindringlich und aus nächster Nähe schildert, was die Mission Mali so gefährlich macht.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit den spannenden Themen der Oktober-Ausgabe – und: Möge die Macht mit Ihnen sein!

Ihr

Florian Boitin, Chefredakteur