Editorial

Zugegeben, es gibt ein paar Tierarten, die ihr ganzes Leben monogam verbringen. Der Höckerschwan gehört dazu. Und auch den Clownfischen und Biberratten sagt man ewige Treue nach. Aber dass ausgerechnet die Krone der Schöpfung zu diesen Minderheiten zählen soll, glauben nur unverbesserliche Moralisten. Treue mag gesellschaftlich hoch geschätzt sein, besonders ernst nehmen es die Menschen damit nicht. Es wird geheiratet – und betrogen. Von Sindelfingen bis Singapur. Und ganz besonders in St. Petersburg. Die russische Metropole hat die US-Autorin Pamela Druckerman als die Hauptstadt der Untreue entlarvt. Dort sind 55 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen schon mal fremdgegangen – mehr als irgendwo sonst auf der Welt. Warum das so ist, hat Chefreporter Oliver Kuhn vor Ort erkundet. Auf einer Reise – tief in den Schoß der russischen Volksseele. Autotuning ist gemeinhin ein reines Männerthema. Dass sich Frauen für Spoiler, Felgen und Turbolader begeistern, kommt eher selten vor. Katharina Kuhlmann ist deshalb eine echte Ausnahmefrau. Nicht nur, dass sie im Deutschen Sportfernsehen die Autosendung „Tuning TV“ präsentiert, sie legt auch privat größten Wert auf automobile Komplettausstattungen. Mit Flügeltüren und Unterbodenlicht. „Kurvenstar“ prangt als Logo an ihrem aufgehübschten Sportwagen. Dass sie damit tatsächlich nur ihr Auto meint, bedarf durchaus der Erklärung. Denn wer Katharina zum ersten Mal aus ihrem 350Z aussteigen sieht, denkt an ganz andere Kurven – weit schönere, als sie ein Auto jemals haben kann. Es ist die teuerste Delikatesse Spaniens – und auch die gefährlichste. Entweder sie rettet den Fischern die Monatsbilanz, oder sie bringt sie um. Unzählige weiße Kreuze erinnern an der galicischen Felsküste an jene Männer, die hier ihr Leben ließen. „Costa da Morte“, Todesküste, wird die Gegend von den Einheimischen genannt. Denn dort, wo die Gischt am wildesten tobt, wachsen die prächtigsten Percebes. Ziemlich hässliche Krebse, die wie Patex an den Klippen kleben und in den Luxusrestaurants von Bilbao oder Madrid am Abend für dreistellige Euro-Beträge aufgetischt werden. Besonders in stürmischen Zeiten ist den Händlern so ziemlich jeder Preis recht für das Wenige, was die Fischer an Land bringen. An solchen Tagen, schreibt Reporter Boris Herrmann, ist die Verlockung für die Männer, aufs Meer rauszufahren, am größten. Und auch das Risiko, dass sie dabei ihr Leben verlieren. Es war die zweite Filmsensation des Jahres. Nach dem Oscar für Florian Graf Henckel von Donnersmarck ging der Preis für das beste Drehbuch auf den Filmfestspielen in Cannes nach Hamburg – an den deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin. Sensationell deshalb, weil der deutsche Film in Frankreich lange Zeit keine Rolle mehr spielte. 1979 gewann Volker Schlöndorff mit seiner „Blechtrommel“ die Goldene Palme, fünf Jahre später Wim Wenders mit „Paris, Texas“. Doch danach kam lange nichts mehr. Akins Erfolg gibt jetzt nicht nur dem deutschen Film neue Hoffnung. Denn wer es in Cannes schafft, kann es überall schaffen. Auch in Hollywood. Kurz bevor sein neuer Film „Auf der anderen Seite“ in die Kinos kommt, sprachen Detlef Dreßlein und Tim Gutke mit Akin über die Probleme einer türkischen Einwandererfamilie, warum er sich früher auf der Straße prügelte – und weshalb die Integration der Ausländer gründlich misslungen ist. Es gibt Männer, die ernsthaft behaupten, ihre Autos mehr zu lieben als ihre Frauen. Etwa, „weil Autos nur zwei Paar Schuhe brauchen. Eins für den Winter. Und eins für den Sommer.“ So weit muss man die Liebe nicht treiben. Wirklich nicht. Aber dass Autos im Leben der Männer eine ganz besondere Rolle spielen, stimmt auf jeden Fall. Schon lange bevor sie das Führerscheinalter erreicht haben, ist Autotester ihr absoluter Traumberuf. So auch für meinen Kollegen Michael Görmann. Noch in der Testphase der neuen Mercedes C-Klasse übernahm er den Part eines professionellen Autoquälers. 1000 Kilometer Vollgas, 1000 Kilometer Kopfsteinpflaster, 1000 Kilometer Wüste – diesen automobilen Ironman hatte er sich vorgenommen. Und geschworen, den Wagen keinen Meter zu schonen. Glauben Sie mir, seine Liebe zum Autofahren wurde dabei auf eine ziemlich harte Probe gestellt.

Viel Spaß beim Lesen.

Stefan Schmortte