Credit: Playboy Deutschland
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Entgegen einem weitverbreiteten Missverständnis ist man nicht auf dem Weg in den Alkoholismus, wenn man gern allein trinkt. Auf dem Weg in den Alkoholismus ist man, wenn man ungern gar nicht trinkt. Es ist der Mangel an Selbstkontrolle, der dich in die Entzugsklinik bringt, nicht der an Gesellschaft.
Seit ich ab und zu allein ein Fläschchen aufmache – ich habe schon Jahre vor Corona damit angefangen – ,sehe ich mich sogar auf dem Weg in eine bessere Welt, in der ich neue Freuden entdecke. Zum Beispiel: betrunken lesen. Eine wunderbare Sache. Als erzählte dir ein kluger, gewitzter Freund
bei ein paar Drinks seine besten Geschichten. Noch dazu wird er im Laufe des Abends weder großmäulig noch selbstmitleidig, und wenn du irgendwann trotzdem keine Lust mehr hast, ihm zuzuhören, ist er kein bisschen beleidigt.
Auch toll: betrunken Filme schauen. Manche sind auf einmal enorm lustig, andere überhaupt erst zu verstehen. Der Schlüssel zu Lars von Triers Gesamtwerk ist
meiner Meinung nach eine Flasche Merlot. Und der Schlüssel dazu, als Erwachsener einfach dazusitzen, Musik zu hören und das zu genießen wie als 14-Jähriger? Raten Sie mal.
Keine Sorge. Mit „betrunken“ meine ich nicht volltrunken. Ja, ich stand schon mit ausgebreiteten Armen allein im Wohnzimmer und habe bei Oasis mitgesungen. Nein, auf allen vieren ins Bett gekrochen bin ich danach noch nie. Wenn du allein trinkst, hörst du auf, wenn du nicht mehr magst. Keiner überredet dich zu einer Tequila-Runde oder einem letzten Absacker. Du hast die Kontrolle. Und diese Meinung, liebe Ärzte hier in der Betty-Ford-Klinik, lasse ich mir auch von Ihnen nicht ausreden!