"Unsere Produkte halten wirklich lange. Zu lange"

Credit: Playboy Deutschland

Der schwäbische Wäscheunternehmer MATTHIAS MEY verrät, was der Mann 2018 drunter trägt, welches Oberteil in jeden Schrank gehört – und warum seine Marke ein Luxusproblem hat.

Playboy: Laut aktuellen Zahlen der Textilbranche legt sich der deutsche Mann im Durchschnitt maximal vier neue Unterhosen im Jahr zu. Macht insgesamt 20 bis 30 Euro.

Mey: Ja. Es sind wohl 28 Euro.

Damit kann man nicht mal sein Auto volltanken. Was stimmt mit dem deutschen Mann nicht?

Im Vergleich zum Ausland geben deutsche Männer deutlich weniger für Bekleidung aus. Die Italiener beispielsweise sind da anders. Sie fahren oft kleine Autos, wohnen noch lange bei Mama, aber legen unglaublich viel Wert auf ihr Äußeres. Und das geht bis zum „Darunter“. Kleider machen Leute. Und das vermisse ich bisweilen bei vielen deutschen Männern.

Noch eine Zahl: Angeblich kauft nur jeder dritte Mann seine Unterbux selbst. Wie gedenken Sie daran etwas zu ändern?

Es verändert sich sukzessive, aber es stimmt. Da sind immer noch viele Frauen, die für ihre Männer die Wäsche kaufen. Und die Männer kommen dabei oft schlecht weg. Viele Frauen kaufen für sich selbst teure Wäsche, bringen ihm dann aber einfach schnell noch einen Multipack Unterhosen im Vorbeigehen mit.

Warum sollte ein Herrenslip mehr als fünf Euro kosten?

Ich vergleiche das immer mit ei- ner guten bayerischen Lederhose. Je älter die ist, umso schöner wird sie. Und das gilt für unsere Wäsche auch. Die Frage ist doch, wie lange habe ich was von meinem guten Stück? Wir setzen bei Mey schon mal feinste, langstapelige Pima-Baumwolle ein. Langstapelig deshalb, damit es nach der Pflege nicht zu Pilling-Effekten kommt. Man kann die Wäsche unzählige Male waschen, und sie wird immer mehr zum Lieblingsteil.

Also lieber seltener kaufen, dafür aber mehr Geld ausgeben?

Unsere Produkte halten wirklich extrem lange. Als Unternehmer würde ich natürlich sagen, zu lange (lacht).

Mey ist mit einem der strengsten Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.
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Mey ist mit einem der strengsten Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert.

Wie feiern Sie Ihr 90. Firmenjubiläum?

Wir wollten keine Rabattaktionen machen wie viele andere. Wir sagten uns, wir brauchen etwas, das zu unseren Werten passt. So ist die T-Shirt-Aktion entstanden, bei der wir unsere Mitarbeiter fotografiert und dann mit ihrem Bild in das Produkt integriert haben. Wir können so zeigen, welche Menschen und Geschichten hinter den Mey-Produkten und unserer Produktion stecken. Zusätzlich haben wir im April eine Aktion unter dem Motto „Pay what you want“ gemacht. Die Idee dahinter: An den Aktionstagen entscheidet der Kunde selbst, was er für ein T-Shirt bezahlen will. Der gesamte Erlös wurde an zwei ausgesuchte karitative Projekte gespendet.

Sie haben in diesem Jahr auch eine Produktneuheit auf den Markt gebracht. Was hat es mit dem „Drunterhemd“ auf sich?

Die Idee entstand beim Abendessen mit einem Geschäftsfreund. Er meinte, er sei den ganzen Tag in Anzug und Krawatte unterwegs, und es würde ihn stören, dass sich bei einem weißen Businesshemd das Unterhemd abzeichnet. Außerdem würde er gerade im Sommer stark schwitzen. Genau dafür haben wir das Drunterhemd entwickelt. Die Einsätze unter dem Arm sorgen für eine gute Thermoregulierung und eine sehr gute Feuchtigkeitsaufnahme. Wir arbeiten auch mit einer Coolmaxfaser, die man aus dem Funktionsbereich kennt. Somit bleibt es im Achsel- und Nackenbereich lange trocken. Die Farben haben wir uns bei den Frauen abgekuckt, die ja schon länger auch hautfarbene Slips unter weißen Hosen tragen. Also gibt es das Mey Drunterhemd auch in Hauttönen, um es unsichtbar zu machen. Ist zwar nicht besonders sexy, aber sehr wirksam.

Was sind gerade die angesagtesten Wäschetrends bei Männern?

Sogenannte Trunk Shorts. Die sind nicht ganz eng anliegend, aber auch nicht weit wie Boxershorts. Das ist ein sehr angenehmes Tragegefühl. Aber auch die Qualität wird immer wichtiger. Hier spüren wir eine verstärkte Nachfrage beispielsweise nach Modal. Es fühlt sich toll an, eigentlich wie Seide.

Wie ist Mann auch darüber gut angezogen?

Jeder Mann braucht ein gutes weißes T-Shirt im Schrank. Ob zu Jeans, Sneakers, mit einem Jackett drüber oder zur Badeshorts. Mit einem T-Shirt ist Mann immer gut angezogen.

Matthias Mey, 45, leitet das Familienunternehmen "Mey bodywear" als einer von vier Geschäftsführern in dritter Generation. Die Firma mit Sitz in Albstadt macht einen Umsatz von 100 Millionen Euro und beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter, 600 davon in Deutsch
Credit: Playboy Deutschland
Matthias Mey, 45, leitet das Familienunternehmen "Mey bodywear" als einer von vier Geschäftsführern in dritter Generation. Die Firma mit Sitz in Albstadt macht einen Umsatz von 100 Millionen Euro und beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter, 600 davon in Deutschland.

Viele Männer kennen die Situation, wenn sie beim Versuch scheitern, den BH der Frau möglichst elegant zu öffnen. Warum ist bisher noch kein BH entwickelt worden, den auch ungeübte Männer problemlos bedienen können?

(Lacht) Eigentlich steht bei uns der Tragekomfort an erster Stelle, aber ja: Vielleicht sollten wir auch von der Produktseite her mal überlegen, wie der BH im Ernstfall schneller und einfacher zu öffnen ist. Jedenfalls haben wir dafür mit Bra-Pro schon eine App entwickelt, ein digitales Übungstool, um den Mann auf genau diesen Moment vorzubereiten.

Worauf sollte ein Mann beim Dessous-Kauf achten?

Es ist tatsächlich wahnsinnig schwer, als Mann einer Frau die passenden Dessous zu kaufen, wenn man die Marke nicht kennt, die sie gern trägt, und damit auch nicht die Passform. Ungefähr 85 Prozent aller Frauen tragen die falsche BH-Größe und merken es nicht einmal. Ich empfehle jedem Mann, dass er gemeinsam mit seiner Frau ein Fachgeschäft besucht. Später kann er dann allein wiederkommen und nach seinem Geschmack aussuchen.

Dürfen Männer Dessous tragen?

Dürfen schon, aber eigentlich mag ich mir das gar nicht vorstellen.

Also sicher kein Thema für Mey?

Nee.