Beginnen wir mit den offensichtlichen Vorzügen des Frauenfußballs: Die Gefahr eines Halbzeitauftritts von Helene Fischer ist sehr gering. Man darf sich ebenso in Sicherheit wähnen, nicht schon wieder Cristiano Ronaldo dabei zusehen zu müssen, wie er eine Trophäe in einen Nachthimmel reckt. Und mit randalierenden Frauenfußball-Hooligans, die mit herausgerissenen Sitzen um sich werfen, ist wohl auch nicht zu rechnen.
Dafür aber mit einem Titelgewinn der deutschen Mannschaft, schließlich sind die DFB-Frauen seit 1995 sechsmal in Folge Europameisterinnen geworden. Alles gute Gründe, während der EM in Holland vor dem Fernseher zu sitzen. Der wichtigste aber ist natürlich ein anderer: Es macht Spaß, sich Frauenfußball anzusehen.
Ich weiß, was Sie jetzt sagen: Technisch und taktisch ist das ja okay, aber es mangelt doch erheblich an Spieltempo und Athletik. Im Vergleich zum Männer-Profi-Fußball mag das stimmen. Aber Steffi Graf hat auch nie so hart aufgeschlagen wie Boris Becker, und Maria Höfl-Riesch ist nie so schnell den Berg hinabgerast wie Felix Neureuther.
[Instagram Embed: https://www.instagram.com/p/BGmbNRRNU13/] Lena Gößling
Dennoch haben wir ihnen unglaublich gern zugesehen. Weil wir keine Vergleiche angestellt, sondern uns auf das Gezeigte eingelassen haben. Wer behauptet, Frauenfußball sei nicht attraktiv, hat noch nie Dzsenifer Marozsáns Ballbehandlung gesehen oder Alexandra Popps Torabschlüsse.
Und wer nicht darüber hinwegkommt, dass die eine nicht ganz so fix dribbelt wie Messi und die andere nicht ganz so hart schießt wie Hulk, bringt sich um die Chance, drei Wochen lang mitzufiebern, wenn ein Team aus deutschen Weltklassesportlerinnen darum kämpft, eine historische Titelserie fortzusetzen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Unsere Autorin Katharina Käfferlein ist zwar fußballbegeistert, kann der Frauennationalelf trotzdem nichts abgewinnen. Ihre Meinung dazu gibt es hier.