Ein italienisches Sprichwort lautet „Donne e motori – gioie e dolori“: Frauen und Autos – Vergnügen und Sorgen. Ein passenderes Bonmot zu unserem Shooting mit Sky-Moderatorin Sarah Valentina Winkhaus auf Europas ältester Rennstrecke. Denn schon am ersten Tag blieb der Lastwagen mit unserem Ferrari 458 GT3 im Unwetter stecken, und die sizilianische Polizei wachte mit Argusaugen
darüber, was wir in den Dörfern so alles
öffentlich anstellten. Für Sorgen war also ausreichend gesorgt. Doch sie ließ uns alle Unannehmlichkeiten schnell vergessen …
Playboy: Das erste Mal haben wir bei einem Shooting eine goldene Gentleman-Regel gebrochen: Bring niemals eine Frau zum Weinen. Weshalb flossen Tränen?
Winkhaus: (lacht) Es waren tatsächlich Freudentränen. Ich war einfach gerührt. Da stehe ich in meinem durchsichtigen Overall neben einem wunderschönen Ferrari 458 in Collesano auf der Targa Florio (siehe Seite 33), einer der ältesten Rennstrecken der Welt – und hinter mir jubelt die gesamte männliche Einwohnerschaft.
Playboy: Nicht nur die männliche.
Winkhaus: Stimmt. Vom Balkon über mir rief eine alte Signora „bellissima, bellissima“ – ihren Mann hatte sie im Rollstuhl neben sich geparkt, damit er auch gut sehen konnte. Echte italienische Begeisterung. Davon wurde ich angesteckt.
Playboy: Sie haben den Ort für das Shooting selbst gewählt. Wieso gerade die Targa Florio und keine moderne Strecke?
Winkhaus: Weil die Targa Florio für mich der Tempel, der Inbegriff des klassischen Motorsports ist. Bis in die 80er-Jahre rasten die Prototypen hier über die Dorfstraßen – auf normalem Asphalt mit Schlaglöchern. Und das in F1-Geschwindigkeit. Hier spürt man noch die alten Zeiten, als es mehr auf den Fahrer und den Motor ankam als auf Reglements und Taktik. Hier ist das Land der „Gentlemen-Driver“.
Playboy: Woher kommt Ihre Leidenschaft für Motoren?
Winkhaus: Keine Ahnung. Das ist vermutlich in meiner DNA verwurzelt. Ich bin Halbitalienerin, und schon als Kind habe ich „Knight Rider“ geliebt. Deshalb bin ich sogar mal auf ein David-Hasselhoff-Konzert gegangen – und war tödlich enttäuscht, weil K.I.T.T nicht auf der Bühne erschien. Ich wollte nur das Auto sehen.
Playboy: Nicht Ihr Ernst! Ein Mann fährt mit einem Trans Am auf den Hof – und schon sind Sie ihm verfallen?
Winkhaus: Es kommt natürlich auch auf die Felgen an. Und die Farbe. (lacht) Nein, im Ernst: Mein Traum ist es eher, selbst ein schönes Auto zu fahren, um den Männern noch mehr zu imponieren.
Playboy: Eine deutsche oder ein italienische Maschine? Achtung: Glaubensfrage . . .
Winkhaus: Beides. Einen Maserati oder einen Porsche Targa. Wichtig ist nur: Ein richtiges Auto muss einen vollen Sound haben und darf nicht wie ein klappernder Joghurtbecher klingen.
Playboy: Sehr diplomatisch. Und fußballtechnisch? Deutsche Elf oder Gli Azzurri?
Winkhaus: Zugegeben, beim Fußball bin ich Opportunistin. In Italien feuere ich die Deutschen an, in Deutschland die Italiener. Ich stehe gern zu den Underdogs.
Playboy: Nun können Sie sich aber nicht mehr rausreden – wer sind die besseren Liebhaber?
Winkhaus: (lächelt) Ich weiß nicht, ob ich schon mal einen deutschen Freund hatte. Es sind jedenfalls diejenigen Männer die besten Liebhaber, die auf eine Frau eingehen. Ganz einfach. Das beginnt schon bei der Art, wie er seine Hand um meine Hüfte legt oder meinen Hals küsst. Auch wie jemand Komplimente macht, ist sehr wichtig.
Playboy: In welcher Sprache denn?
Winkhaus: Auf Deutsch höre ich sie leider viel zu selten! Italiener überschütten einen damit. Selbst wenn man frühmorgens mit Zinkpaste im Gesicht dem Briefträger begegnet, schmeichelt er einem.
Playboy: Hai dei bellissimi occhi! (Du hast wunderschöne Augen!)
Winkhaus: Genau! Flirten ist ein Spiel, das Italiener perfekt beherrschen. Jeder spielt seine Rolle. Vom Busfahrer bis zum charmanten Rentner. Die Leute sind aufmerksamer. In Deutschland ist jeder mit sich selbst oder seinem Smartphone beschäftigt. Aber: Wenn deutsche Männer ein Kompliment machen, hat es Hand und Fuß.
Playboy: Solide Komplimente – das klingt nicht besonders sexy. Andererseits: Sind Sie nicht eifersüchtig, wenn Sie einen Filou an Ihrer Seite haben, der jede Frau hofiert?
Winkhaus: Nein, eifersüchtig bin ich in dieser Hinsicht nicht. Italienische Männer haben den Bogen raus: Sie lassen dich spüren, dass du die einzige, die schönste Frau im Universum bist. Du bist die Primadonna. Zumindest in diesem einen Moment. Und der zählt für mich. Was sie hinterm Rücken der Frau machen, steht auf einem anderen Blatt.
Playboy: Kaum etwas ist so testosteron-getrieben wie der Motorsport und das italienische Fernsehen. Befürchteten Sie dort nicht, auf Ihr Äußeres reduziert zu werden?
Winkhaus: Ich empfinde den italienischen Medien gegenüber eine Art Hassliebe. Es gibt anspruchsvolle politische Programme – doch auch die kommen oft nicht ohne Frauen aus, die in Miniröcken auf dem Tisch tanzen. Ich war durch meine Arbeit aber auch ohne hohe Schuhe und kurzes Kleidchen erfolgreich und wurde von meinen Interviewpartnern ernst genommen.
Playboy: Haben Sie auch schon mal selbst eine Runde mit dem Ferrari 458 gedreht?
Winkhaus: (lacht) Als Beifahrerin mit Marc Gene in Monza, ich fahre keine Rennen. Aber ich will bald einen Fahrer-Workshop machen. Beim Shooting habe ich noch mehr Lust darauf bekommen.