Der erste Fitness-Studio-Geher, den ich kannte, hieß Dirk. Wir gingen zur selben Schule und teilten uns auf Klassenfahrt mal ein Zimmer. Eines Nachts sah ich, dass im Bad Licht brannte, und stand auf, um es auszuknipsen.
Da sah ich Dirk. Mit nacktem Oberkörper stand er vor dem Spiegel, spannte die Muskeln an und sagte sich immer wieder ins Gesicht: „Du bist der Beste! Der Beste, Mann! Der Beste!“
Lauter verbissene Selbstoptimierer
Seitdem sehe ich in Fitness-Studio-Gehern lauter kleine Dirks: verbissene Selbstoptimierer, die versuchen, ihrem wackligen Selbstbewusstsein mittels Muskelmasse mehr Stabilität zu verleihen. Ein unfaires Urteil? Mag sein. Ein paar Menschen gehen wohl einfach ins Gym, um fit zu bleiben.
Und, klar, kein Mann sollte aussehen, als könnte er Reiner Calmund beim Hot-Dog-Wettessen besiegen. Aber dafür muss man nicht ins Fitness-Studio. Es reicht ein Ausflug in den Park. Man kann nämlich auch auf festem Boden hervorragend laufen, man braucht gar kein Laufband.
Auch monotones Treten in Pedalen ist außerhalb eines Gyms möglich: mit einem sogenannten Fahrrad. Und ungefähr 99 Prozent der Übungen, für die Fitness-Studios monströse Hightech-Geräte bereithalten, lassen sich auch ohne solche absolvieren. Mittels Eigengewichttraining. Man braucht dafür: ein Seil und einen Baum.
Wollen Sie aussehen wie Matthias Schweighöfer?
Was ich aber noch weniger verstehen kann als die Gründe, aus denen man sich freiwillig in ein stickiges Fitness-Verlies begibt, ist: wieso man das öfter tut als unbedingt notwendig.
Wo das hinführt, sieht man doch bei Matthias Schweighöfer. Der hat sich unter sein Kindergesicht den Body eines Kampfschwimmers gepumpt und ist jetzt das Okapi unter den TV-Stars: ein Wesen, das wirkt, als sei es aus Körperteilen verschiedener anderer Kreaturen zusammengeschraubt. Wie Dirk heute wohl aussieht?
Unser Mitarbeiter Max Krones ist da übrigens völlig anderer Meinung: Im Fitnesstudio findet ein Mann heraus, aus welchem Eisen er gegossen ist, sagt er. Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar!