Wie lautet noch mal der Vorwurf? Ach ja: In der Rolle von Grid Girls werden Frauen herabgewürdigt zu Accessoires. Damit stünden die Startnummern-Damen heute „klar im Widerspruch zu modernen gesellschaftlichen Normen“. Sagt nicht etwa Alice Schwarzer oder Gender- Chefideologin Judith Butler, sondern: Formel-1-Marketing-Boss Sean Bratches. Wie traurig ist das denn?
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Sportunterhaltung ohne Sex-Appeal und stattdessen mit Kindern, die Athleten zum Wettkampf führen, bekomme ich schließlich beim Fußball geboten. Und der ist, abgesehen von den Kindern, die weitaus telegenere Sportart. Autos, die bis zu zwei Stunden lang und mittlerweile recht risikofrei – im Kreis fahren: Das ist nicht gerade Adrenalin-Unterhaltung. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum ähnlich spannende Sportarten, etwa Football, selten ohne Cheerleader in heißen Kostümchen auskamen?
Für mich waren die Grid Girls nie schmückendes Beiwerk. Sie waren die Akteure der Formel 1, denen ich am liebsten zusah. Jedenfalls deutlich lieber als den zu Gehilfen in Werksmontur oder Kai-Ebel-Mode herabgewürdigten Männern. In der Inszenierung der Rennen verkörperten sie das Versprechen am Start und das Ziel – ja, den ganzen Sinn der Sache: Warum wenn nicht für diese sexy Göttinnen, sollten Männer zu Helden werden und in Kurven wie der Eau Rouge dem Tod ins Auge blicken?
Gut, die Formel 1 schreibt heute mehr Technik- als Heldengeschichten. Da ist der nächste Schritt ihrer Entzauberung fast logisch: keine Grid Girls mehr. So wollen es die Jungs von Liberty Media, die neuen Herren der Rennserie. Sehr schade, nicht wahr? Oder um mit den Worten des einstigen Helden Niki Lauda zu fragen: „Haben die einen Vogel?“