Tiger Woods und Jesse James stehen mit ihrer Sexsucht nicht alleine da. Rund eine halbe Million Menschen leiden in Deutschland an dem zwanghaften Trieb, sich mit anderen zu verlustieren. Wir wissen, was Sexsüchtige gegen ihre Krankheit tun müssen.

Zunächst einmal: Wenn Sie auch nach 30 Ehejahren noch jeden Tag mit ihrer Frau ins Bett gehen möchten, sind Sie deswegen nicht krank und leiden somit auch nicht an Sexsucht. Ganz im Gegenteil, wir gratulieren zu Ihrer regen Beziehung.

Sexsucht beginnt schon von klein auf

Es gibt zwei mögliche Gründe, warum man an Sexsucht – beziehungsweise Hypersexualität, wie es korrekt heißt – leidet. Zum Einen kann ein angeborener hormoneller Überschuss und eine gesteigerte Libido Grund für das gesteigerte sexuelle Verlangen sein. Schuld kann aber auch die Erziehung sein, und wie Ihnen als Kind von Ihren Eltern und Umfeld Sexualität vorgelebt wurde.

„Gerade Männer, die in verklemmten, sehr konservativen Familien aufgewachsen sind, zeigen einen Hang zur Sexsucht, weil sie einen Drang verspüren, vieles nun aufzuholen“, erklärt Sexualmediziner Dr. Stefan Schoeler.

Tabletten helfen gegen Sexsucht kaum

Hilfe dagegen versprechen Medikamente, die mit zunehmender Popularität der Krankheit auf den Markt geworfen wurden. Wirklich heilen können sie aber selten bis gar nicht. Viele von ihnen zielen darauf ab, den Serotonin-Spiegel im Gehirn zu verändern, um so die Lust auf Sex zu regulieren. Aber: „Die Tabletten sind mit Vorsicht einzunehmen und ihre Wirkung ist fraglich. Es sind letztlich einfache Antidepressiva, die den Antrieb schwächen sollen.

Mit Pech können sie aber auch das Gegenteil bewirken und den Antrieb steigern“, sagt Schoeler. Daher soll man bei Sexsucht nur Medikamente nehmen, die vom Fachmediziner/-therapeuten verschrieben wurden. Und auch nur kurzzeitig begleitend zu einer Therapie.

Mit Sport gegen die Sexsucht

Wer wirklich geheilt werden möchte, dem hilft nur der Gang zum Therapeuten. In den einzelnen Sitzungen versucht man dann gemeinsam herauszufinden, was die Ursachen für die Sucht nach Sex sind und wie man diese in geregelte Bahnen lenken kann. „Unter anderem kann dann auch eine Ersatztherapie durchgeführt werden, wobei man beispielsweise versucht, mit viel Sport den Drang zum Sex auszugleichen“, erklärt Schoeler.

Wer aber denkt, er müsse nur einmal hingegen, dem Therapeuten freundlich die Hand schütteln und nach zehn Minuten hat er die Lösung für das Problem serviert bekommen, der irrt. Ein Jahr und eventuell sogar länger dauert eine solche Therapie, bis sie Wirkung zeigt. Aber zur Beruhigung: „Während Antialkoholiker keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren dürfen, darf jemand, der an Sexsucht leidet, durchaus noch Sex haben. Es kann höchstens sinnvoll sein, für eine kurze Zeit eine Pause einzulegen. Das ist aber nicht zwingend erforderlich für den Erfolg.“

Die Kosten für eine solche Therapie trägt eventuell die Krankenkasse, da Sexsucht mittlerweile eine anerkannte Krankheit ist. Ob und wie weit Sie bei der Bezahlung entlastet werden, entscheidet die Kasse dann aber individuell von Fall zu Fall. Übrigens: Wie für die Alkoholiker, gibt es mittlerweile auch Gruppen von Anonymen Sexaholiker.