Lieber heimlich fremdgehen oder mit der Liebsten eine offene Beziehung vereinbaren? Playboy-Textchef Philip Wolff glaubt, dass unsere Beziehungen Geheimnisse brauchen.

Ich habe es immer gern probiert, gerade in sexuell glücklichen Beziehungen. Umso schmutziger, sinnfreier und verführerischer war dieses Suchtmittel: Der Seitensprung, darauf wette ich, macht Millionen anderer Männer und Frauen genauso scharf.

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Keiner gibt es zu

Aber finden Sie mal einen, der das öffentlich zugibt. Da verdünnisieren sich selbst die breitbeinigsten Playboy-Autoren. „Ich bin verheiratet“, „Habe eine Freundin“, „Meine Künftige könnte es lesen...“. Ja, genau: Insgeheim wissen alle, wovon ich spreche. Aber das Innere darf auf keinen Fall nach außen. Da geht’s mir vergleichsweise gut, denn ich habe nichts zu verbergen. Ich habe meine Liebste kurz vor der Hochzeit gebeten: „Wenn du mir mal fremdgehen solltest, tu mir bitte einen Gefallen und sorg dafür, dass ich es nicht erfahre.“ Ich würde es ja – Konjunktiv! – genauso halten, wenn es darauf ankäme.

Den Konjunktiv kultivieren

Und vielleicht kam es gerade deshalb noch nicht darauf an, und wir wurden clean wie nie zuvor (das heißt, bei meiner Frau kann ich das nur vermuten): weil wir geheimnisvoll füreinander bleiben und den Konjunktiv kultivieren. Ich erfahre von den Champagner-Typen, die sie auf Partys einladen. Sie erfährt von mir, dass ich die Ex des Fotografen W. rattenscharf finde.

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Genug Konkurrenz also, um nicht die Füße hochzulegen. Aber schön dosiert unter der Eifersuchtsschwelle, sodass keiner leidet. Für Enttäuschungen gibt es schließlich die Arbeitswelt und den Münchner Nahverkehr. So was brauche ich zu Hause nicht. Wenn ich unromantische Problemgespräche führen möchte, kann ich mich jederzeit im Büro über Workflows unterhalten. Aber daheim die offene Beziehung einführen und einen Vertrag aushandeln, der beiden den Seitensprung zugesteht? Dafür ist mir das Leben dann doch zu spannend.

Ganz anderer Meinung: Playboy-Autor Friedemann Karig. Er sagt: "Wir lügen für uns selbst"