Glücklich sein will jeder, für diese Erkenntnis muss man sich nicht durch die unendlichen Ratgeber-Regale herkömmlicher Buchhandlungen wühlen. Und weil wir Deutschen eben tendenziell ein eher grießgrämiges Völkchen sind, brauchen wir für die Suche nach dem heiteren Lebenssinn ein bisschen fremdländische Nachhilfe. Gerne aus dem hohen Norden.
Denn skurrilerweise haben anscheinend gerade die Skandinavier – langer Dunkelheit und teurem Alkohol zum Trotz – das Rezept für lebenslange Zufriedenheit entdeckt. Zumindest, wenn man den besagten unendlichen Ratgeber-Regalen herkömmlicher Buchhandlungen glaubt. 2016 hieß der Pfad zum Glück „Hygge“, ein Lob der dänischen Gemütlichkeit. Jetzt soll „Lagom“ uns selig machen, die schwedische Lehre der inneren Balance.
Vermeide die Extremen!
Nicht zu wenig, nicht zu viel, sondern genau richtig, das ist die Essenz von „Lagom“. Es geht darum, die perfekte Mitte zu finden, ein Leben im Gleichgewicht zu führen. Wir sollen nicht zu gierig sein, aber auch nicht zu bescheiden. Uns nicht zu sehr abhetzen, aber auch nicht faulenzen. Kurz gesagt: Vermeide die Extremen!
So richtig neu klingt das alles natürlich nicht: Ähnliche Ratschläge wurden schon in der Antike formuliert, vom griechischen Philosophen Aristoteles oder im chinesischen Daoismus. Was ja aber das Prinzip hinter „Lagom“ zumindest nicht diskreditiert. Und Umfragen zufolge gehören die Schweden tatsächlich zu den glücklichsten Menschen der Welt.
Glück ist käuflich!
Wie gelingt mir ein gutes Leben? Dank „Lagom“ brauchen wir für die Antwort darauf gar nicht bändeweise Ethik-Bücher und behände weise Schriften studieren. Denn – sehr praktisch – die Möbel- und Beautyindustrie ist mittlerweile freudig auf den nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam fahrenden Zug aufgesprungen. Wir können uns unser Glück kaufen!
Ikea zum Beispiel etabliert derzeit das Projekt „Live Lagom“. Es geht um Nachhaltigkeit, darum, die Umwelt zu schonen, Essen nicht zu verschwenden, Ressourcen sparsam einzusetzen. Das Unternehmen will künftig bei der Herstellung seiner Billys, Malms und Co. sogar weniger Energie und Wasser verschwenden. Und Workshops für Kunden veranstalten. (Ein persönlicher Vorschlag: „Nicht zu viel Steuern zahlen, nicht zu wenig Steuern zahlen“)
Ein paar Richtlinien
Wer im Lagom-Stil leben möchte, sollte folgende Richtlinien beachten: Entrümpeln Sie Ihre Wohnung, aber nicht zu sehr. Richten Sie sich bunt ein, aber nicht zu knallig. Setzen Sie lieber auf Details, aber auf nicht zu viele. Prunken Sie nicht mit überbordendem Schmuck und extravaganter Kleidung, sondern setzen Sie kleine Akzente, edel und geschmackvoll.
Klingt vernünftig? Dann probieren Sie es doch aus: nicht zu wenig, aber bitte auch nicht zu viel.
Alle Artikel