Florian Boitin, Chefredakteur – PRO
„Ich habe versucht, ein guter Feminist zu sein. Es ist mir nur teilweise gelungen“, gestand Schauspieler Armin Rohde einmal augenzwinkernd im Interview. Was macht einen guten Feministen aus? Dass er weiß, dass Feminismus nicht nur existiert, „um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren“, wie der schreibende Trinker Charles Bukowski schimpfte? Dass er will, dass Männer und Frauen zwar nicht gleich, aber doch gleichberechtigt sind? Dass er erkennt, dass die AfD Feminismus mit Rassismus verwechselt? Hält deren braune Klientel es doch quasi für ein Naturgesetz, dass sich der schwarze Mann nicht nur in Kölner Silvesternächten an der weißen Frau vergreift. Der Siegeszug des Feminismus ist in Deutschland untrennbar mit dem Namen Alice Schwarzer verbunden. Und ihrer Erfindung, der Zeitschrift „Emma“.
In 330 Ausgaben trat „Emma“ seither für die Gleichstellung von Mann und Frau ein und zog überall dort in den Krieg, wo sie (männlichen) Sexismus vermutete. Legendär ist nicht nur die Magazin-Rubrik „Pascha des Monats“ (auch der Playboy durfte sich dort schon feiern lassen), sondern auch die Klagen gegen Sexismus in der deutschen Presselandschaft. So kassierte 1977 der „Spiegel“ eine offizielle Rüge des Presserats für das Cover-Foto einer nackten Zwölfjährigen. Es war die erste Sexismus-Rüge der deutschen Mediengeschichte. „Emma“ startete aber auch Kampagnen gegen Pornografie („Verstoß gegen die Menschenwürde“), gegen Brustkrebs („Brustkrebs ist mehr als eine Krankheit – er ist ein Politikum!“) und sogar gegen Massentierhaltung („Ein Recht für Tiere!“). Die „Emma“ mag in Ton und Machart inzwischen etwas antiquiert daherkommen, der Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung aber ist heute so aktuell wie eh und je.
Philip Wolff, Textchef – CONTRA
„Eine Frau hat zwei Lebensfragen“, hieß es in einer Puddingpulver-Werbung der 50er-Jahre: „Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?“ Das war natürlich nur deshalb eine Pointe, weil Geschlechterrollen nicht mehr als naturgegeben galten – schon damals, in der Vor-„Emma“-Steinzeit. Nur war das Leben noch recht urig, so wie diese Frühmenschenszenen im Museum: die Höhlenfrau mit den Blagen am Feuer und der
Mammutkiller mit der Keule im Wald. Die Asbach-uralt-Symbiose. Sehr fortschrittlich, dass uns das Lachen endlich vergangen ist, oder? Hockt nicht die Frau noch heute oft in der Küche, während der Mann als Manager oder Mörder Karriere macht? Nur ist das kein lauer Gag mehr, sondern statistisch belegte Beleidigung, seit „Emmas“ Chef-Feministin selbst ein neues Naturgesetz aufgestellt hat: Es gibt gar keine entscheidenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wir sind nicht Männer oder Frauen, sondern schlecht erzogen.
Ja, auch Sie, lieber Playboy-Leser. Oder Terroristen oder dieser Trump: alles Kinder der seit Urzeiten ergaunerten Machtverhältnisse, auf dass Menschen ohne Penis uns Pudding kochen müssen. Das Gute an schrägen Ideen ist ja, dass sie an der Realität vorbeigehen. Der Abwasch bleibt, der Abklatsch erledigt sich. Ob Frauenquoten in Führungsjobs, Berufsverbote für Pornostars und Prostituierte fordern, „Männer sind Vergewaltiger!“ schreien – die ideologische Opferrolle läuft zusehends ins Lächerliche, solange zum Leben eine gewisse Biodiversität gehört: Unterschiede im Begehren, Vielfalt in der Arbeitsteilung. Nur der IQ ist derselbe, weiß die Paarforschung. Wer Frauen Führungstalente abstreitet, steht daher längst auf der Liste bedrohter Arten. Schade nur, dass auch Feministen dort landen, die finden, Männer sollten sich beim Babystillen mehr einbringen. Die sind echt witzig.
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