Es war ein Roman, der 1976 die Rassendiskussion der westlichen Welt neu entfachte. Wer das Buch nicht las, sah ein Jahr später erschüttert die TV-Serie: „Roots“. Der schwarze Autor Alex Haley hatte seine Familienchronik über sieben Generationen bis zum Sklaven Kunta Kinte zurückverfolgt, der 1767 aus Afrika verschleppt worden war.
Playboy-Leser kannten die Geschichte lange vor der Serie. Haley, seit Jahren Stammautor des Playboy, hatte die Story im Heft veröffentlicht, das ihm eines der besten Foren für gesellschaftlich relevante Fragen seiner Zeit bot. So erschien im August 1973 - Richard Nixon saß als US-Präsident noch fest im Sattel - im Playboy auch eine Satire mit dem Titel „The Watergate Tapes“. Ein Jahr später erhielten die Leser mit dem Vorabdruck von „All the President’s Men“ aus der Feder der Enthüller Bob Woodward und Carl Bernstein einen exklusiven Einblick in die Watergate-Affäre.
Ob John Updike, Truman Capote, Philip Roth, Henry Miller oder John Irving: Für Literaten wurde die Möglichkeit, im Playboy zu schreiben, zu mehr als einem Sprungbrett. Es war ein Ritterschlag. Spätere Star-Autoren fanden durch den Playboy Beachtung. Denn er brachte in der Gesellschaft - nicht nur der intellektuellen! - neue Gedanken zur Diskussion.
So war der Playboy immer mehr als ein Chronist der Kulturwelt. Er gestaltete sie mit. Seit 1959 holt Hugh Hefner alljährlich beim Playboy Jazz Festival die Avantgarde des Genres auf die Bühne. 1971 produzierte er Roman Polanskis Adaption von Shakespeares „Macbeth“ (vom National Board of Review als „bester Film des Jahres“ prämiert).
Und die Komikertruppe Monty Python brachte 1972 mit „Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft“ einen ihrer größten Erfolge in die Kinos - produziert von Victor Lownes, damals Chef der englischen Playboy-Unternehmungen.
Playboy expandierte in den 70ern weit mehr als bloß geografisch. Nicht zuletzt die bildende Kunst fand im Magazin ein wichtiges, weil prüderiefreies Podium: Wo sonst hätten sich Surrealisten wie Salvador Dalí mit Nacktmodels so austoben können wie bei uns?
Oder wo hätte Pop-Artist Andy Warhol so atemberaubende Motive vor seiner Polaroid-Kamera gehabt?
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