Ist der wirklich so lieb? Oder spielt er immer nur den Schwiegermuttitraum? Filmstar Matthias Schweighöfer gibt auch auf seinem ersten Musikalbum keine klare Antwort. Wir müssen reden!

Zwei Stunden hat er nur geschlafen. Wegen eines Nachtdrehs für seinen nächsten Kinofilm mit Til Schweiger. Matthias Schweighöfer, 35, serviert im Berliner Büro des Musiklabels Pantasounds selbst gekochten Tee. Am 17. März startet seine Amazon-Serie „You Are Wanted“ (Hauptdarsteller, Regisseur, Produzent: er), am 18. Februar erschien sein Debütalbum „Lachen Weinen Tanzen“. Viel los gerade? Kein Problem. Er grinst. Wer kleine Kinder habe, lerne, wenig zu schlafen.

Herr Schweighöfer, Ihr Albumtitel „Lachen Weinen Tanzen“ klingt, als ob Frauen ihn mögen - ein perfekter Soundtrack fürs erste Date?

Kommt darauf an, wie das erste Date aussehen soll.

Sagen wir, wir haben die Angebetete zu uns eingeladen und für sie gekocht. Mal schauen, was läuft...

Am besten der Song „Regen“. Der spiegelt die typische Situation zwischen Frau und Mann wider. Frauen sagen ja oft das Gegenteil von dem, was sie sich wünschen.

Zum Beispiel?

Wenn eine Frau sagt: „Geh bitte jetzt!“, dann meint sie das in der Regel auch so. Sagt sie hingegen: „Es wäre besser, wenn du jetzt gehst“, meint sie insgeheim: „Du kannst bleiben, aber mach was, Junge!“ Da ist dann eine smarte Aktion gefordert. Es gibt eine Passage in dem Song „Regen“, in der singe ich: „Wenn du mir jetzt tschüss sagst, dann komme ich einfach mit.“ Das ist es, was ich meine. Sich nicht so einfach abschütteln zu lassen und der Frau auch zu zeigen, dass man dranbleibt, gehört zu jedem guten ersten Date dazu.

Und nach dem Essen wollen wir einen tanzbaren Song...

Unbedingt „Auf uns zwei“ anspielen, da heißt es sehr passend: „Ich nehme deine Hand und tanze mit dir, bis den Sternen schwindelig wird.“ Könnte einer Frau mit mir wirklich passieren. Ich bin ein begnadeter Tänzer, der jede Frau schwindelig tanzen kann (lacht). Nicht dass ich jemals einen Tanzkurs belegt hätte. Bei mir kommen die Moves eher spontan und improvisiert. Das mag scheiße aussehen, ist mir aber egal. Ich bin ja ein leidenschaftlicher und kein Profi-Tänzer.

Aber eine Beischlaf-Nummer befindet sich nicht auf dem Album, richtig?

Da muss ich Ihnen Recht geben. Wenn ich mein Album verfilmen würde, hätte ich dafür sofort ein Bild im Kopf: Mann und Frau liegen auf dem Boden nebeneinander, starren an die Decke und lauschen der Musik. Nackt. Nach dem Sex.

Zu welcher Musik kann man gut Sex haben?

Es gibt ja Menschen, die brauchen beim Sex einen Rhythmus, der ihnen den Takt vorgibt. Zu denen gehöre ich nicht. Ich persönlich mag es nicht, wenn beim Sex Musik läuft. Das würde mich rhythmisch ablenken (lacht). Aber wenn es unbedingt sein muss, dann ein Song, in dem es abgeht. (Überlegt kurz) Ich finde, der beste Song ist „Firestarter“ von The Prodigy. So rein vom Aufbau her. Der kuschelt sich langsam ran und wird dann ein bisschen härter. Um nach einem stressigen Tag ein bisschen Dampf abzulassen, ist das genau die richtige Nummer (lacht).

Wir hätten jetzt eher mit einer HipHop-Nummer gerechnet. Sie sind ja bekennender Eminem-Fan. Ein Mann, auf den die Frauen abfahren, obwohl oder weil er ein Bad Boy ist. Haben Sie je davon geträumt, ein Bad Boy zu sein?

Nein, das hat mich nie interessiert. Keine Frau will einen Bad Boy im Alltag. Obwohl sie sich in ihren Träumen immer einen wünschen. Die Frage ist doch, was ist ein Bad Boy? Ein Mann, der unerreichbar scheint und trotzdem knallharte Ansagen macht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Frau das auf Dauer geil findet, denn ein Bad Boy hat immer was Anstrengendes. Ich mag vielleicht nicht dem Archetyp eines Mannes entsprechen, der zwei Meter groß ist, eine Figur wie ein Zehnkämpfer hat und einen Baum nach Hause tragen kann. Dafür habe ich vier Firmen gegründet und mein Leben auch sonst ganz gut im Griff. Ich muss eine Frau nicht mies behandeln, um mich wie ein ganzer Kerl zu fühlen.

Während viele Kollegen Probleme mit einem Softie-Image haben, scheint genau das Ihr Erfolgsrezept zu sein. Ihre Rollen als Vorzeigeschwiegersohn lassen Sie nahbarer wirken als beispielsweise einen Til Schweiger.

Das wirkt immer so nach außen hin, weil ich eher jemand bin, der über den Humor kommt. Der Humor lässt mich nahbar wirken, weil ich bestimmte Dinge nicht so ernst nehme. Nur ist der Humor bei mir auch eine Schutzhülle. Meine zwei langen Beziehungen würden über mich sagen, dass ich vermutlich mehr Geheimnisse habe als jeder Bad Boy. Aber Unnahbarkeit verleiht Männern ja auch einen gewissen Sex-Appeal.

Was finden Sie an einer Frau sexy?

Sinnlichkeit. Frauen sind für mich das Sinnlichste überhaupt. Ein Mann kann noch so gut aussehen, gegen die Schönheit einer Frau haben wir keine Chance.

Laut Umfragen stehen wir Männer bei Frauen auf dreckigen Humor.

Ja, weil Frauen mit einem deftigen Humor einfach bei sich sind. Mal abgesehen davon, sind Frauen in puncto Versautheit zum Teil die krasseren Männer. Das Ding ist, dass Frauen generell der Meinung sind, wir Männer würden nur über Titten und Muschis reden . . .

Was natürlich nicht stimmt!

Nein. Wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, geht’s viel um unsere Beziehungen. Wir sind alles Geschäftsmänner mit mehr oder weniger den gleichen Sorgen und Nöten. Da geht’s dann oft um die Frage, warum man mit seiner Partnerin gerade nicht so körperlich ist und woran’s hapern könnte. Frauen sind viel krasser. Ich weiß, worüber die reden! Mir ist schon die Kinnlade runtergefallen, wenn ich mitbekommen habe, worum es bei Frauengesprächen oft wirklich geht. Da heißt es: „Boah, der hatte sooo ein Teil, das war total krass.“ Wenn ich dann Freundinnen von mir sage, dass wir uns in der Männerrunde über Beziehungsprobleme unterhalten, die glauben mir kein Wort. Natürlich tauschen wir uns auch schon mal über die beeindruckende Oberweite einer Frau aus (lacht). Aber Frauen gehen viel mehr ins Detail.

Sie sind seit Jahren in einer festen Beziehung und haben mit Ihrer Freundin zwei Kinder. Wirkt das abschreckend auf weibliche Fans?

Nein, so was schreckt Frauen nicht ab. Den meisten ist es völlig egal, ob ich zweifacher Vater und in einer Beziehung oder Single bin.

Sprechen Frauen Sie oft an?

Nein, nie. Aber ehrlich gesagt, ist auch die Chance gering, mich irgendwo zu treffen. Clubs meide ich, da ich ungern unter Beobachtung tanze. Und wenn ich in eine Kneipe gehe, dann meist mit einer Gruppe von Leuten. Das wirkt abblockend. Eine Frau müsste richtig Eier haben, um mich anzusprechen.

Waren Sie früher auf der Schule schon der Typ, den alle Frauen haben wollten?

Nee. Ich war der Nette und Süße. Einer, den man mal für zwei Tage cool findet.

Wann hat sich das geändert?

Erst seit ich Filme mache. Davor habe ich mich immer zum Volldeppen gemacht, um Frauen zu gefallen.

Wie darf man sich das vorstellen?

Wenn eine Frau, die ich gut fand, auf Männer stand, die Gitarre spielen können, hab ich Gitarrenunterricht genommen. Ich habe mich verbogen, um Frauen zu gefallen. Was total doof ist, da man seinen Charakter und seine Art aufgibt.

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mann besonders?

Eben genau das: Ich finde es bewundernswert, wenn ein Mann sich nicht verbiegen lässt, eine klare Entscheidung trifft und seiner Linie treu bleibt. Männer, die Verantwortung auch ungefragt übernehmen können und keine Angst haben vor Konsequenzen, sind für mich ganze Kerle.

Darf so ein ganzer Kerl auch vor einer Frau weinen?

Die Frage ist weniger, ob er es darf, sondern, ob er es sollte. Ich gehöre zu der Kategorie Mann, die zum Weinen in den Keller geht. Es ist aber irre, was es bei Frauen auslöst, wenn ein Mann vor ihnen anfängt zu weinen. Ein Mann, der vor einer Frau weint, lässt eine Frau ja auch an seinen seelischen Kern heran.

Was war das Verrückteste, was ein Groupie je gemacht hat, um an Ihren seelischen Kern heranzukommen?

Groupies? Was denn für Groupies? Ich habe keine Groupies, die gab es auch nie. Nach einem langen Tag auf einer Kino-Tournee falle ich abends todmüde ins Bett. Ich esse meistens noch eine Kleinigkeit mit meinem Team, und um spätestens zehn wird geschlafen, weil am nächsten Morgen um sechs Uhr der Wecker klingelt.

Sie haben es nie Sex-Drugs-and- Rock-’n’-Roll-mäßig krachen lassen?

Das kann man machen, wenn man jung ist, das ist auch total geil, diese Dinge alle mitzunehmen. Ich finde, sich zuzudröhnen und jeden Abend eine andere Frau flachzulegen hat auch sehr viel mit Einsamkeit und einem großen Ego zu tun. Ich habe zwei Kinder, ich brauche kein Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll und Groupies. Mir ist eine solide Basis viel wichtiger, die mich erdet, daraus ziehe ich meine Energie.

Will Ihr Ego nicht trotzdem hin und wieder Bestätigung? Oder schöpfen Sie die aus Ihrem Erfolg? Ihr bislang einziges Live-Konzert im Februar in Berlin war ja im Rekordtempo ausverkauft.

Das ist wirklich geil! Wir haben für das Konzert im Tempodrom 3000 Karten verkauft. Wenn davon 900 Karten von weiblichen Fans gekauft worden sind, ist mir das Bestätigung genug (lacht).

Im März läuft Ihre Serie „You Are Wanted“ auf Amazon Prime an. Sie spielen einen Manager, dessen Leben nach einer Cyberhacking-Attacke aus den Fugen gerät. Auch einige Prominente wurden ja bereits Hacker-Opfer, da tauchen dann geklaute Nacktfotos oder Passwörter im Netz auf. Wie sicher fühlen Sie sich vor so etwas?

Überhaupt nicht sicher. Durch die Serie weiß ich, was alles möglich ist, und es ist erschreckend. Egal, welche Sicherheitsprogramme man installiert - einen hundertprozentigen Schutz vor unbefugtem Zugriff auf private Daten gibt es nicht. In „You Are Wanted“ greifen wir diese Ohnmacht auf. Was passiert, wenn du auf jemanden triffst, der einfach mal dein komplettes Leben umschreibt, und du hast keine Chance, dich dagegen zu wehren? Vom Internet geht eine viel größere Gefahr aus als vom Fliegen. Man gibt die Verantwortung komplett ab.