Mal fordert Robert Lewandowski mehr gute Zuspiele vor dem Tor, mal mehr gute Mitspieler auf dem Platz. Für Jubel an der Säbener Straße sorgt das eher selten, aber davon bekommt Bayerns Top-Torjäger ja im Stadion genug. Und so hat er die erfreuliche Gewohnheit beibehalten, vergleichsweise offen mit seinen Ansichten umzugehen.
Das beweist der 29-Jährige auch im Gespräch mit unserem Kollegen vom Playboy Polen, wovon wir hier einen Auszug drucken, und gibt überraschende Einblicke in sein Leben abseits des Fußballs.
Playboy: Herr Lewandowski, in Piatkowo wollte kürzlich jemand im Geschäft mit einem „Lewy-Geldschein” zahlen. Haben Sie davon gehört?
Robert Lewandowski: Ja, ein Mann hat einen 100-Zloty-Schein mit meinem lächelnden Gesicht rausgenommen und wollte damit bezahlen. Das ist ziemlich einfallsreich. Wissen Sie, was mit ihm geschehen ist?
Er wurde festgenommen. Ihm drohen angeblich zehn Jahre Haft.
Oh, das tut mir leid für ihn.
Haben Sie sich mittlerweile an solche Vorkommnisse gewöhnt?
Ehrlich? Ich habe mich daran gewöhnt, dass um mich herum eigenartige Sachen passieren. In der Regel lache ich darüber, es sei denn, jemand geht absolut zu weit.
Passiert das häufig?
Solche Situationen kommen vor. Oft hat man versucht, mich zu betrügen. Leute, die ich nie gesehen habe, behaupten, mein Bruder oder Bekannter zu sein ...
Wollen die damit an Geld kommen?
Ja, es geht in der Regel um Darlehen oder ein gemeinsames Geschäft, das wir angeblich zusammen führen. Die Strategie ist ganz einfach: Jemand wendet sich an meine Mitarbeiter und behauptet, er habe einen Vertrag mit mir unterschrieben. Und versucht auf solche Weise, an Geld zu kommen.
Haben Sie manchmal die Nase voll vom Ruhm?
Selten. Ich sollte mich überhaupt nicht darüber beschweren.
Und wenn jemand den Bogen überspannt?
Wenn du auf diesem Niveau spielen willst, dann musst du dich an die Popularität gewöhnen. Und daran, dass nicht jeder Lust hat, dein Privatleben zu respektieren. Ich erinnere mich, als einmal ein Mann im Restaurant auf mich zukam und um ein gemeinsames Foto bat. Ich hatte gerade Pasta im Mund und fragte freundlich, ob er warten könne, bis ich mit dem Essen fertig bin. Er starrte mich an und erwiderte, dass er keine Zeit habe und ins Geschäft gehen müsse. Er verließ das Restaurant enttäuscht.
Gehen Ihnen Anfeindungen im Internet auf die Nerven?
Ich bin nicht davon betroffen. Und wenn mal jemand im Internet Unsinn über mich schreibt, dann habe ich sowieso keine Zeit, das zu lesen. Ich sehe auch keinen Grund dafür, denn man weiß ja nicht, wer diese Person ist und weshalb sie so was schreibt. Wenn mich jemand auf der Straße ansprechen würde, dann könnte ich zumindest darauf antworten. Doch auf der Straße sind alle nett. Ich würde das auch nicht überbewerten, was im Netz vor sich geht. Wenn jemand mich für ein schwaches Spiel kritisiert oder der Meinung ist, dass ich mich schlecht anziehe, dann sehe ich darin kein Problem.
Sind Sie auch nicht sauer auf Boulevardzeitungen, selbst wenn diese Unsinn schreiben?
Ich respektiere die Leute, die dort arbeiten, doch ich setze auch Grenzen. Das Problem besteht darin, dass viele Leute alle Informationen für wahr halten, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Auch wenn solche spektakulären News in Zeitungen erscheinen, die dafür bekannt sind, sich selbst Geschichten auszudenken. Für öffentliche Personen ist das mühsam. Ich muss mich mit meiner Familie hinsetzen und ihr erklären, wie man damit umgeht, damit gar nicht erst Missverständnisse entstehen. Aber wir haben das eigentlich schon hinter uns.
Sie haben Ihre Frau Anna kennengelernt, als Sie noch in Polen beim FC Znicz Pruszków gespielt haben. Fußballspieler wissen oft nicht, ob ihre Partnerinnen mit ihnen um ihrer selbst willen zusammen sind oder wegen des Ruhms und des Geldes. Ein solches Problem hatten Sie nicht, richtig?
Da haben Sie Recht. Wir haben uns auf einer Studentenreise kennengelernt. Das war noch lange vor dem ganzen Ruhm. Das ist tatsächlich von Bedeutung.
Damals fuhren Sie noch keinen Bentley.
Ich fuhr einen blauen Fiat Bravo und spielte in der zweiten polnischen Liga. Anna war von Anfang an sehr selbstständig, verdiente ihr eigenes Geld und wusste genau, was sie im Leben machen möchte. In Wahrheit wurde ich dank ihr zu dem Menschen und Sportler, der ich heute bin. Ich beobachtete sie und setzte mir immer höhere Ziele. Nur wenige wissen, wie wichtig die Rolle der Frau im Leben eines Fußballers ist.
Was meinen Sie damit?
Wenn du nach einem verlorenen Spiel nach Hause kommst, dann ist deine Frau die erste „Psychologin“. Sie hilft dir, aus dem Loch rauszukommen. Das habe ich gelernt: Es ist schwierig, Erfolg zu haben, wenn keine entsprechende Person hinter dir steht. Wenn du nach Hause kommst – ganz egal, ob nach einem Spiel oder einer Reise –, brauchst du Unterstützung, warme Worte oder gemeinsam verbrachte Zeit. Wenn du das nicht hast, wird es schwierig.
Was will ein Fußballer nach einer Niederlage von seiner Frau hören? Alles nicht so schlimm?
Nicht unbedingt, jeder braucht eine andere Therapieform. Anna ist Sportlerin, sie hat Karate trainiert, deswegen verstehen wir uns in einigen Bereichen ohne Worte. Sie weiß genau, wann man meine Stimmung heben und wann man mich motivieren muss, damit ich mich wieder an die Arbeit mache. Sie spielt eine sehr wichtige Rolle.
Normalerweise wechseln ja Top-Spieler ihre Partnerinnen häufig.
Ich habe einige Male von meinen Kollegen gehört, dass sie mich deswegen beneiden würden. Anna und ich haben eine sehr gute Beziehung. Wir verstehen uns hervorragend und reden viel. Tatsächlich sehen bei vielen Fußballern Beziehungen anders aus. Sie lernen eine Frau während ihrer Karriere kennen, und dann trifft man nicht immer jemanden, bei dem man von wahren Gefühlen sprechen kann. Andererseits ist es gar nicht so einfach, Partnerin eines Fußballers zu sein.
Ich bitte Sie! Das ist doch für viele eine Idealvorstellung!
In Wirklichkeit stellt sich aber dein ganzes Leben auf den Kopf. Du ziehst mit deinem Partner in ein anderes Land und wirst mit einer komplett anderen Welt konfrontiert. Du kennst die Sprache und Kultur nicht. Es ist nicht einfach, in einem fremden Land zu studieren oder zu arbeiten. Nicht jeder kommt damit zurecht.
Ist es schwierig, eine Beziehung mit einem Fußballer zu führen?
Manchmal ja. Das ist wirklich nicht etwas für jede Frau. Tatsächlich kann man sich plötzlich mehr leisten, sich eine teure Tasche kaufen, doch das reicht nicht immer aus, um glücklich zu sein. Es ist auch nicht einfach, einen Sportler zu verstehen. Anna hat damit keine Schwierigkeiten, weil sie selbst trainiert und ihren eigenen Weg gefunden hat. Das gefällt mir sehr an ihr.
Wie kommen Sie mit Ihrem neuen Trainer Jupp Heynckes zurecht?
Jupp ist ein sehr erfahrener Trainer mit vielen Erfolgen. Die Spieler hören auf ihn und schätzen ihn. Wir arbeiten nun erst seit Kurzem zusammen, doch wenn ich mir sein Training und seine Mentalität ansehe, dann können wir wirklich viel erreichen.
Was Ihnen leider noch nicht gelungen ist: mit Bayern München die Champions League zu gewinnen.
Das muss sich auch ändern (lacht). Ich bin überzeugt, dass wir in dieser Saison die Meisterschaft, den DFB-Pokal und die Champions League gewinnen können. Ich sage es kurz: Ich bin in hervorragender Form und bin mir bewusst, wie viel von meinem Einsatz abhängt.
In letzter Zeit tun Sie immer mehr Dinge abseits des Fußballs: um auch als erfolgreicher Geschäftsmann wahrgenommen zu werden?
Ich denke, dass ich als Mann gesehen werden will, der seine Werte hat und der genau weiß, was er im Leben erreichen will. Jemand, der bewusst Entscheidungen trifft. Das Geschäft ist Teil meines Zukunftsplans und ein Bereich, in dem ich mich behaupten kann.
Suchen Sie die Firmen selbst aus, in die Sie investieren?
Immer. Auch wenn ich jemandem vertraue, möchte ich die Vor- und Nachteile der jeweiligen Lösung, den Geschäftsplan, die genauen Kosten und den voraussichtlichen Gewinn kennen. Ich kaufe keine Katze im Sack. Ich habe intensiv mit dem Start-up-Geschäft begonnen, und eine meiner Gesellschaften – Allani – konnten wir mit 500 Prozent Gewinn verkaufen. Das war ein gutes Geschäft. Auch der Immobilienmarkt interessiert mich. Vor Kurzem haben wir Apartmenthäuser im Warschauer Bezirk Wola gebaut und werden sie jetzt verkaufen. Letztens habe ich auch eine Marketingagentur gegründet.
Deren erster Kunde waren Sie selbst, richtig?
Ja, denn ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich Leute um mich herum brauche, denen ich vertrauen kann. Die Agentur habe ich mit alten Freunden gegründet.
Haben Sie, seit Sie berühmt sind, neue Freundschaften geschlossen?
Freundschaft ist für mich ein wichtiges Wort. Ich denke nicht, dass man mehr als nur ein paar Leute um sich herum hat, die so genannt werden können. Ich habe eine gute Intuition. In der Regel weiß ich bereits nach dem ersten Treffen, auf wen ich besser aufpassen sollte. Ich bin ein aufgeschlossener Mensch und bin offen für neue Leute. Doch es wird tatsächlich immer schwerer, jemandem zu vertrauen. Dafür brauche ich mehr als nur ein oder zwei Treffen. Ich bin unglaublich vorsichtig.
Sie sind großer Autofan. Wie vorsichtig sind Sie hinterm Lenkrad? In Ihrem letzten Playboy-Interview haben Sie sich über deutsche Strafzettel beschwert.
Es ist nicht einfach, sie zu vermeiden. Doch ich bemühe mich. Autofahren ist meine Flucht vor der Welt, und der Motorsport hat mich schon immer sehr interessiert. Egal, ob ich damals mit meinem Fiat Bravo oder auf der Rennstrecke in Lublin gefahren bin, was mehrmals der Fall war: Ich mag das Adrenalingefühl.
Ist es vorstellbar, dass Sie nach der Fußballkarriere den gleichen Weg einschlagen wie Skisprung-Star Adam Małysz, der an der Rallye Dakar teilnahm?
Ich habe sogar mit Anna darüber gesprochen. Das Problem besteht darin, dass man sich beim Motorsport zu 100 Prozent engagieren muss, und das ist mit weiteren Aufopferungen verbunden. Wir werden sehen.
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